#generation 22: Was meint die Jugend? – Zentrale Ergebnisse der 6. Steirischen Jugendstudie

1.949 steirische Jugendliche nahmen 2020 und 2021 an der 6. Jugendstudie teil und bezogen Position zu brennenden Themen wie dem Klima- und Umweltschutz, Erfahrungen von Gewalt und Rassismus, politischem und sozialem Engagement und ihrer persönlichen Zukunft und der unserer Gesellschaft. Befragt wurden Jugendliche und Lehrlinge zwischen der 8. und 13. Schulstufe aller Schultypen in allen Regionen der Steiermark.

Jetzt ist auch die Video-Reihe vom Making Off bis hin zu Interviews, in denen wir die spannendsten Ergebnisse vorstellen, veröffentlicht. Hier sind die Rückblicke mit Beiträgen der Jugendlichen und der ARGE Jugend: 6. Steirische Jugendstudie 2021 – Ein Videorückblick

Die Videointerviews zu den einzelnen Themen findest du unter dem jeweiligen Kapitel.

 

Und was meinen die Jugendlichen nun? – Ergebnisse der 8 Hauptthemen

 

  • Einschätzung von Zukunftsperspektiven und Lebensbedingungen
  • Politisches Verständnis und soziales Engagement
  • Erfahrungen von Gewalt und Rassismus
  • Bilder von Flucht, Migration und Integration
  • Meinungen über Ausbildung und Lehre
  • Einschätzung von Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Autonomie
  • Klima- und Umweltschutz sowie nachhaltige Entwicklung
  • Aktuelle Themen des Jugendschutzes

 

#generation 22: Einschätzung von Zukunftsperspektiven und Lebensbedingungen

 

Die befragten Jugendlichen schauen der persönlichen Zukunft sehr bis eher zuversichtlich entgegen. Trotz der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren, sehen 91,3% der Jugendlichen ihrer persönlichen Zukunft sehr bis eher zuversichtlich entgegen. Außerdem sind sich 83,5% sehr sicher oder eher sicher, dass ihre beruflichen Wünsche eines Tages in Erfüllung gehen werden. Der Zukunft der Gesellschaft sehen im Gegensatz zur persönlichen Zukunft nur 52,8% sehr bis eher zuversichtlich entgegen. Die eigenen Chancen in der Europäischen Union beurteilen über Dreiviertel (78,2%) der SchülerInnen und Lehrlinge eher bis sehr zuversichtlich. Weiters schätzen die Befragten die aktuellen Lebensbedingungen in Österreich (75,2%), in der Steiermark (82,7%) wie auch in der Heimatgemeinde (80,1%) als sehr gut oder gut ein.

Mehr dazu im Video-Interview mit Victoria Hemmer: #generation22 – Einschätzung von Zukunftsperspektiven und Lebensbedingungen

 

#generation 22: Politisches Verständnis und soziales Engagement

 

Nur knapp unter der Hälfte (47%) der befragten Jugendlichen interessiert sich für Politik. Die Bereitschaft bei den nächsten Wahlen die Stimme abzugeben, können sich nur noch 64% der Befragten vorstellen. 2017 waren es noch 72%. Das Vertrauen in die Demokratie ist seit 2017 jedoch gestiegen: 2021 vertrauen 66,7% der steirischen Jugendlichen in die Lösungskompetenz der Demokratie, was einem Zuwachs gegenüber 2017 von 13%-Punkten entspricht.

Auch das soziale Engagement unter den befragten Jugendlichen ist groß: 92% leisten Nachbarschaftshilfe, 88% schreiten gegen Ungerechtigkeit ein, 87% holen Hilfe bei Gewalthandlungen und 39% der Jugendlichen gaben an, Flüchtlingen geholfen zu haben – ein Zuwachs von 11%-Punkten seit 2017.

Außerdem identifiziert sich die Mehrheit der Befragten mit der Europäischen Union: Im Einklang mit der hohen Zuversicht der persönlichen Chancen in der EU (78,2% Zuversichtliche) fühlen sich 70,4% der befragten steirischen Jugendlichen völlig

oder eher auch als EuropäerInnen.

Mehr dazu im Video-Interview mit Thomas Szammer: #generation22 – Politisches Verständnis und soziales Engagement

 

#generation 22: Erfahrungen von Gewalt und Rassismus

 

Erfreulicher Weise war der Großteil der befragten Jugendlichen noch nie Opfer von Gewalt oder Rassismus: 83% gaben an, nie Opfer von Gewalt durch andere Jugendliche und 88% nie Opfer von rassistischen Übergriffen gewesen zu sein. Hierbei zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund1 : 39,6% der befragten Jugendlichen mit Migrationshintergrund werden alle paar Monate bis mehrmals die Woche Opfer von rassistischen Übergriffen. Unter den Befragten ohne Migrationshintergrund sind es 6,9%. Auch bei der Teilnahme an Schlägereien zeigt sich ein Unterschied zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund: 25,5% der Jugendlichen mit Migrationshintergrund bzw. 16,9% ohne Migrationshintergrund haben zumindest alle paar Monate bei Schlägereien mitgemacht.

Die Jugendlichen vermerkten außerdem, dass sie viel häufiger Opfer von Gewalt durch andere Jugendliche (16,8% zumindest alle paar Monate) als durch Erwachsene (7,7% zumindest alle paar Monate) geworden sind. Zum Thema Mobbing in der Schule gaben 75% der Jugendlichen an, dass in der Schulklasse nie Stärkere auf Schwächere losgehen.

Mehr dazu im Video-Interview mit Verena Ulrich: #generation22 – Erfahrungen von Gewalt und Rassismus

 

#generation 22: Bilder von Flucht, Migration und Integration

 

Das Bild von Zuwanderung hat sich seit 2017 stark verbessert. 2021 vertreten 76% der befragten Jugendlichen eine positive Meinung über ZuwanderInnen und Flüchtlinge. 2017 waren es lediglich 50%. Unter den befragten Jugendlichen sprechen sich 2021 beispielsweise 87% für gleiche Sozialleistungen von Zugewanderten nach mehreren Jahren bezahlter Erwerbsarbeit in Österreich aus und 61% stimmen zu, dass MigrantInnen gut für unsere Gesellschaft sind. Das positive Bild von Migration unterscheidet sich allerdings nach Schultypen: Während in der AHS 9 von 10 SchülerInnen ein eher positives bis positives Bild von Migration haben, vertreten dies in den BMS/BHS 8 von 10, in den APS 7 von 10 und in den LBS nur 6 von 10 befragten Jugendlichen.

Mehr als die Hälfte (56%) der befragten steirischen Jugendlichen gibt an, dass die Integration von MigrantInnen in Österreich gut funktioniere. Auf der Bezirks- und Gemeindeebene finden sogar 69%, dass die Integration gut gelingt. Es findet jedoch wenig Kontakt zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund statt: Der Großteil der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund hat in den meisten der abgefragten Alltagssituationen nie oder nur alle paar Monate Kontakt zu Personen mit nicht deutscher Muttersprache und/oder aus einem anderen Land. Mehrmals pro Woche Kontakt mit Menschen mit nicht deutscher Muttersprache und/oder aus einem anderen Land haben Jugendliche ohne Migrationshintergrund im Freundeskreis 31%, bei sportlichen Aktivitäten 15%, in der Schule 46% und Jugendliche mit Migrationshintergrund im Freundeskreis 63%, bei sportlichen Aktivitäten 38% und in der Schule 62%.

Mehr dazu im Video-Interview mit Verena Ulrich: #generation22 – Bilder von Flucht, Migration und Integration

 

#generation 22: Meinungen über Ausbildung und Lehre

 

91% der befragten Jugendlichen ab der 10. Schulstufe zeigen sich mit ihrer gewählten Ausbildung sehr oder eher zufrieden. Die höchste Quote an Sehr-Zufriedenen finden sich an den LBS (54,4%), vor BMS/BHS (44,8%) und AHS (35,1%). Für jeweils rund 54% dieser SchülerInnen und Lehrlinge waren die zentralen Gründe für die Ausbildungswahl, dass diese ihren Fähigkeiten bzw. ihrem Berufswunsch entsprach. Für weitere 44% waren gute Karrieremöglichkeiten im späteren Beruf entscheidend.

Mehr dazu im Video-Interview mit Martina Weixler: #generation22 – Ausbildung und Lehre

 

#generation 22: Einschätzung von Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Autonomie

 

Die Einschätzung der Selbstwirksamkeit und Autonomie der befragten steirischen Jugendlichen erwies sich als hoch. 80% der befragten Jugendlichen schätzen ihre Fähigkeit, Herausforderungen und Probleme aus eigener Kraft lösen zu können, als gut ein. Außerdem stimmen 90% der befragten Jugendlichen völlig oder größtenteils zu, dass man selbst viel dazu beitragen kann, im Leben die eigenen Ziele zu erreichen und 83%, dass jede/r dazu beitragen kann, dass ihr/sein Alltag besser wird.

Bezüglich der Einschätzung von Autonomiegewährung durch Eltern gaben 88% der befragten Jugendlichen gaben an, dass ihre Eltern ihnen in der Freizeit viele Wahlmöglichkeiten geben und 82,1%, dass sie ihre Meinung respektieren.

Mehr dazu im Video-Interview mit Martina Weixler: #generation22 – Einschätzung von Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Autonomie

 

#generation 22: Klima- und Umweltschutz sowie nachhaltige Entwicklung

 

Umweltschutz und Nachhaltigkeit spielen bei den befragten Jugendlichen eine große Rolle. Mehr als 7 von 10 der Jugendlichen (71,7%) sehen den Klimawandel als ein großes bis sehr großes Problem. Hierbei zeigen sich Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen. Knapp die Hälfte der weiblichen Jugendlichen sehen den Klimawandel als sehr großes Problem, während es bei den männlichen Jugendlichen mehr als ein Viertel so sieht. 38,4% der Jugendlichen sind voll oder ziemlich überzeugt, dass die Probleme, die aus dem Klimawandel resultieren, bewältigt werden können – 43,9% sind wenig überzeugt, 7,6% sind überhaupt nicht überzeugt und 10,2% haben angegeben, es nicht zu wissen.

Das Engagement für Umweltschutz ist groß. 86,1% der Jugendlichen trennen immer oder meistens den Müll, 57,9% verzichten immer oder meistens auf Plastiksackerln, 52,9% kaufen immer oder meistens Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft und 41,2% machen immer oder meistens andere Menschen drauf aufmerksam, wenn sie sich umweltschädigend verhalten.

Mehr dazu im Video-Interview mit Victoria Hemmer: #generation22 – Klima- und Umweltschutz sowie Entwicklung

 

#generation 22: Aktuelle Themen des Jugendschutzes

 

Im Mittelwert trinken die befragten steirischen Jugendliche an 3 Tagen im Monat Alkohol. Knapp jeder Hundertste der Befragten trinkt nach eigenen Angaben täglich Alkohol. 44% verspürten in den letzten 4 Wochen zumindest einmal die Folgen von ihrem Alkoholkonsum des Vortages. Der Mittelwert von starkem Alkoholkonsum liegt damit bei 1,5 Tagen innerhalb von 4 Wochen. Das durchschnittliche Alter des Erstkonsums von Cannabis liegt bei den befragten Jugendlichen bei 15 Jahren. 79% der Jugendlichen gaben an noch nie Cannabis konsumiert zu haben.

Mehr dazu im Video-Interview mit Thomas Szammer: #generation22 – Jugendschutz

 

KooperationspartnerInnen der 6. Steirischen Jugendstudie

 

Wie bereits bei den beiden zuletzt durchgeführten Steirischen Jugendstudien 2014 und 2017 hat die überparteilichen ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus die aktuelle 6. Steirische Jugendstudie als Gemeinschaftsprojekt der in Zusammenarbeit und mit Kofinanzierung der Abteilung für Bildung und Gesellschaft des Landes Steiermark, des Jugendressorts der Stadt Graz, der AK Steiermark und der WKO Steiermark realisiert. Seit der 1. Steirischen Jugendstudie unterstützt die Bildungsdirektion Steiermark nach besten Kräften bei der Ermöglichung der Datenerhebung an den steirischen Schulen aller Schultypen. Die Firma x-sample Sozialforschung, Marktforschung, Evaluation konzipierte auf dieser Basis den Fragebogen. Für die fruchtbringende Zusammenarbeit sei allen KooperationspartnerInnen der 6. Steirischen Jugendstudie sehr herzlich gedankt!

 

 

Bildungsangebote zur 6. Steirischen Jugendstudie:

Informationen zu den Bildungs-Angeboten zur 6. Steirischen Jugendstudie findet ihr hier und in unserem Workshop-Katalog.

Kontakt für nähere Informationen und Buchungen zur 6. Steirischen Jugendstudie:

Christian Ehetreiber

christian.ehetreiber@argejugend.at

0664/ 311 49 54

 

Artikel verfasst von: Verena Ulrich

 

Fußnoten:

1Als „mit Migrationshintergrund“ wurden im Rahmen der 6. Steirischen Jugendstudie Personen definiert die selbst im Ausland geboren wurden, deren Eltern im Ausland geboren wurden oder die eine ausländische Staatsbürgerschaft haben.

 

Weiterführende Links:

Die Summary und bald auch Langfassung der 6. Steirischen Jugendstudie findet ihr auf unserem ISSUU-Kanal

Interaktives Dossier der Kleinen Zeitung zur 6. Steirischen Jugendstudie