Azra leistete Zivilcourage gegen Alltagsrassismus

„Ich sah, wie ein Buslenker eine Frau mit Kopftuch nicht in den Bus einsteigen ließ. Daraufhin stellte ich den Busfahrer zur Rede,“ erzählte Azra von der BHAK Bruck an der Mur ihr mutiges Einschreiten gegen Alltagsrassismus. Jugendliche aus insgesamt 11 Staaten besuchen die erste Klasse der BHAK in Bruck an der Mur. Trotz ihrer Jugend sind sie schon viel zu oft mit allen unappetitlichen Formen des Alltagsrassismus konfrontiert gewesen: „Du bist schmutzig … du darfst nicht in die Disco, weil du Ausländerin bist … dir kann man nichts glauben, weil AusländerInnen ja immer lügen!“ Die Jugendlichen erzählten von erlittenen Beleidigungen und Demütigungen, die allesamt geprägt sind von Abwertung, Kränkung und Diskriminierung. Landesrätin Bettina Vollath nahm den Ball sofort auf: „Lasst euch solche Beschimpfungen niemals gefallen! Ihr könnt euch in all diesen Fällen, wo Ihr beleidigt oder diskriminiert werdet, an die Antidiskriminierungsstelle des Landes Steiermark wenden!“

Zivilcourage zeigen und den Opfern des Alltagsrassismus beistehen

Die 7. Etappe der Dialogtour von Landesrätin Vollath an die BHAK Bruck an der Mur kreiste also sofort um die Kernanliegen der „Charta des Zusammenlebens“: Diskriminierung und Zivilcourage, Vorurteile und differenziertes Wahrnehmen, Vielfalt im Umfeld der Jugendlichen und lautstarke Einfalt selbstgefälliger Primitivlinge der Mehrheitsgesellschaft, deren Repertoire sich im Zelebrieren rassistischer Rülpser erschöpft. Christian Ehetreiber ermunterte die jungen Menschen zur Zivilcourage: „Lasst euch all diese Widerlichkeiten, die man euch antut, niemals unwidersprochen gefallen. Leistet Widerspruch und Widerstand! Und vor allem: Steht den Opfern des Alltagsrassismus bei, wo immer euch das möglich ist und Ihr euch selbst nicht gefährdet,“ so Ehetreiber an die Jugend. Direktor Zündel ergänzte: „Ja, Ihr solltet Zivilcourage üben, dabei aber stets auch auf den Selbstschutz achten!“ Projektangebote an die steirischen Schulen wie das Projekt „Wanderausstellung“ seien „wichtige Impulse von außen“, die sodann im Unterricht dauerhaft zu vertiefen seien, so Direktor Zündel zur wirkungsvollen Verschränkung von schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit für mehr Menschenrechte und Demokratie.

BHAK Bruck - Vielfalt kann offenkundig Spass machen

BHAK Bruck – Vielfalt kann offenkundig Spaß machen


Den Anderen als Bereicherung unserer Gesellschaft begreifen

„PolitikerInnen ergeht es oft nicht viel anders als AusländerInnen,“ brachte Bettina Vollath die pauschalierend-abwertende Funktion von Vorurteilen auf den Punkt. So wie viele – zum Glück nicht alle – Menschen die PolitikerInnen kollektiv als korrupt, verlogen oder machtgeil abstempeln, so ergeht es auch Menschen mit Migrationshintergrund, die oft als kriminelle Drogendealer oder als gewalttätige Islamisten entworfen werden. „Hier geht es mir um den differenzierten Blick auf den jeweils konkreten Menschen, um eine grundsätzlich weltoffene Haltung, die den Anderen als Bereicherung für unsere Gesellschaft wahrnimmt und den offenen Dialog mit den Menschen sucht,“ so Vollath zum Kernanliegen und Spirit der vom Land Steiermark im Vierparteienkonsens beschlossenen „Charta des Zusammenlebens“. Die Charta ist ein überparteiliches Anliegen für Politik und Verwaltung, das nun die Köpfe und Herzen der SteirerInnen erobern möge.

„Sie sehen viel jünger aus!“

Die siebente Etappe der Dialogtour bot aber auch Platz für ganz persönliche Fragen der Jugendlichen an die Landesrätin: Wie wird man denn eigentlich Landesrätin? Wie hoch ist denn Ihre wöchentliche Arbeitszeit? Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß? Wieviele Sprachen sprechen Sie? Wie alt sind Sie, Frau Landesrätin? Als Bettina Vollath diese Frage beantwortete, erwiderte Mario mit Charme: „Sie sehen aber viel jünger aus!“ „Ich bin vor zwei Tagen Oma geworden, die kleine Leonie ist mein erstes Enkerl,“ so Vollath über das freudige Familienereignis, das zugleich auch ein ganz konkreter Beitrag zur (intergenerativen) Vielfalt in ihrer Familie ist.

Transkulturelles Kochbuch

Die Jugendlichen setzten ihren Beitrag zur Wanderausstellung als transkulturelles Kochbuch um. Jede/r von ihnen steuerte ein leckeres Gericht aus dem jeweiligen Heimatland bei. Im Zuge der Erarbeitung des Kochbuches dämmerte es den Jugendlichen, dass selbst beim Kochen das Prinzip „Einheit durch Vielfalt“ anzutreffen sei. Jede Kultur verwende u.a. gleiche Zutaten und ähnliche Formen der Zubereitung, womit auf Kärntnerisch ausgedrückt alle Speisen „lei ans“ seien. Dennoch überrasche die aus Gleichem entstehende geschmackliche und gestalterische Vielfalt der heute längst internationalen Speisepläne unseren Gaumen stets aufs Neue! Wir freuen uns auf die praktische Anwendung des transkulturellen Kochbuches der BHAK Bruck an der Mur, denn: Die Vielfalt köstlicher Speisen schärft die Sinne für ein Zusammenleben in Vielfalt. Guten Appetit! Ch. E.

Links:

http://www.argejugend.at/?s=vollath

http://www.zusammenleben.steiermark.at/cms/beitrag/11562700/68684441

http://www.flickr.com/photos/81931736@N02/