Zum 249. Mal “Erster Schultag” in der Steiermark

Steirische Schulgeschichte: Von der Klosterschule bis ins Jahr 2023

Quelle: Pixabay

Neun Wochen sind vergangen – man kann fast sagen, sie sind verflogen. Die Sommerferien sind zu Ende und der Schulalltag ist wieder da. Während manche vergangenen Montag das erste Mal mit Schultasche und Schultüte ein Schulgebäude betreten haben, war es für andere schon eine alte Gewohnheit, vielleicht sogar ihr letzter erster Schultag.

 

Doch seit wann besuchen Kinder in der Steiermark eigentlich die Schule?

 

Im Jahr 2023 besteht kein Zweifel, allen ist klar: Schule ist Pflicht und das für neun Jahre.

Doch das war nicht immer so! Während heutzutage das In-die-Schule-gehen selbstverständlich geworden ist, oftmals sogar eher als „lästig“ empfunden wird und Sätze wie: „Schule ist blöd!“ oder „Ich mag nicht in die Schule gehen!“ aus dem Mund der Kinder und Jugendlichen zu hören ist, war es früher ein Privileg.

 

Der Weg zur Schulpflicht in Österreich war ein langer und ist bei weitem nicht in allen Ländern dieser Welt fertig bestritten. Die Möglichkeit die Schule zu besuchen, ohne dafür zu zahlen, egal, welches Geschlecht oder welche soziale Herkunft, ist ganz und gar nicht selbstverständlich, wird dennoch viel zu oft nicht als die Chance gesehen, die sie ist.

 

Im deutschen Sprachraum, auch in der Steiermark, begann alles vorwiegend mit Klosterschulen, die als Bildungseinrichtungen mit den dazugehörigen Klöstern verbunden waren. Um 1000 n. Chr. prägten Mönchsordnen das Land, lang bevor Marktbesiedlungen und Städte entstanden sind.[1]

 

Neben den Klosterschulen gab es teilweise auch Dom- und Stiftsschulen. Zu Beginn dienten die Schulen ausschließlich der Ausbildung künftiger Kleriker. Erst später durften auch Söhne sowie Töchter des Adels oder des wohlhabenden Bürgertums die Schulen besuchen.[2]

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Spätestens ab dem 14. Jahrhundert wurde Lesen und Schreiben auch abseits des geistlichen Bereichs angestrebt. Die Säkularisierung setzte im Bildungswesen ein und vor allem Städte entwickelten sich als Bildungszentren. Bis ins 15. Jahrhundert wurde in allen Schulen die Beherrschung von Latein als Ziel ausgegeben und erst dann begann man auch in den unterschiedlichen Volkssprachen zu unterrichten. Diese Schulen wurden vorwiegend Deutsche Schulen genannt.[3]

 

Durch das Aufkommen des humanistischen Gedankenguts und der Reformation im 16. Jahrhundert kamen die Klosterschulen immer mehr ins Wanken. Während die Zahl der Deutschen Schulen immer größer wurde.[4]

 

Die größte Veränderung, die bis heute maßgeblich nachwirkt, ist die „Schulreform von 1774 unter Maria Theresia[5] zur Zeit der Habsburger Monarchie. Man kann von großen Umstrukturierungen im Bereich des Schulwesens sprechen, denn nun wurde es Pflicht, dass alle Kinder ab dem 6. Lebensjahr Grundkenntnisse in Rechnen, Schreiben und Lesen erlernen sollten.

 

Während Mädchen noch bis ins Jahr 1783 Schulgeld bezahlen mussten, durften Burschen die Schule bereits seit Anbeginn kostenlos besuchen. Ab 1783 wurde das Schulgeld für alle für den Elementarunterricht komplett erlassen.[6]

 

Knappe 100 Jahre später, 1869, folgte ein neues Gesetz, das „das gesamte Pflichtschulwesen auf eine einheitliche Basis“[7] hob. Die Schulpflicht betrug nun 8 Jahre.

 

Die letzte große Schulreform, die bis heute wirkt, wurde 1918 von dem Präsidenten des Wiener Stadtschulrates Otto Glöckel eingeleitet.

 

„Allen Kindern – ohne Unterschied des Geschlechts und der sozialen Lage – sollte eine optimale Bildungsentfaltung gesichert werden.“[8]

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Im Jahr 1962 wurde die Schulpflicht erneut angehoben und von acht auf neun Jahre verlängert.[9]

 

So kann heute festgehalten werden:

Wir feiern dieses Jahr zum 249. Mal den ersten Schultag in der Steiermark, wenn wir mit dem Einsetzen der Schulpflicht 1774 zu rechnen beginnen.

 

 

In diesem Sinne wünschen wir allen ein schönes neues Schuljahr!

 

Text: Victoria Hemmer

[1] URL: https://www.museum-joanneum.at/kulturgeschichte-online/kirchen-und-kloester-im-mittelalter/wie-entwickelt-sich-die-klosterlandschaft-in-der-steiermark [12.09.2023].

[2] URL: https://www.historischerverein-stmk.at/wp-content/uploads/B_Jg43_Anton-Adalbert-KLEIN-Das-Niedere-Schulwesen-der-Steiermark-von-den-ersten-Anf%C3%A4ngen-bis-zur-Schulgesetzgebung-1962.pdf, S. 61 [12.09.2023].

[3] URL: https://www.habsburger.net/de/kapitel/orte-des-lernens-die-schulen#:~:text=Die%20St%C3%A4dte%20wurden%20zu%20Bildungszentren,des%20Lesens%20und%20der%20Glaubenslehre. [12.09.2023].

[4] URL: https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/211200/full.pdf, S.17 [12.09.2023].

[5] URL: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sw_oest.html [12.09.2023].

[6] URL: https://www.habsburger.net/de/kapitel/alle-lernen-das-ein-mal-eins [12.09.2023].

[7] URL: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sw_oest.html [12.09.2023].

[8] URL: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sw_oest.html [12.09.2023].

[9] URL: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sw_oest.html [12.09.2023].