Fasching – Mehr als nur ein Brauch

Gleichstellung und Verzicht als wichtige Themen in unserer Gesellschaft

Abbildung 1, Pixabay

Jedes Jahr verkleiden sich Groß und Klein in der Faschingszeit. Es finden große Umzüge statt, überall gibt es Krapfen und es wird gefeiert bis tief in die Nacht. Doch nun stellen sich die Fragen:

Warum eigentlich? Was steckt hinter diesen Traditionen?

Diese Fragen führen uns weit zurück in die Geschichte Vorderasiens, denn bereits vor 5000 Jahren feierten die Menschen in Mesopotamien einen Vorläufer des heutigen Faschingsfests. Getragen wurde das Fest damals von der Idee des Gleichheitsprinzips – für kurze Zeit war es egal, ob Arbeiter oder Herrscher, Bauer oder Adeliger, denn alle feierten gemeinsam.[1]

Ein schöner Gedanke, der besonders in der heutigen Zeit noch einmal weitergedacht werden darf: Das Faschingsfest als Chance sich auf Augenhöhe zu begegnen, die Unterschiedlichkeiten als Vorteil zu sehen und die Gleichstellung weiter zu stärken.

Abbildung 2, Pixabay

 

Zurück zur Geschichte: Seit dem Mittelalter ist der Faschingsbrauch im deutschsprachigen Raum eng mit der katholischen Kirche verbunden. Die Faschingszeit dauerte damals vom 6. Jänner, dem Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag, der als Höhepunkt gesehen wurde. Ein letztes Mal noch wurde im Übermaß gegessen, getrunken und gefeiert. Mit dem darauffolgenden Aschermittwoch begann nämlich die Fastenzeit – dies hieß Verzicht auf allen Ebenen.[2]

Vor allem an Gerichte mit viel Fett oder Eiern sowie Fleisch, Milch oder Käse war in der Fastenzeit bis Ostern nicht zu denken. Ein Grundnahrungsmittel der Faschingszeit war aus diesem Grund damals schon der Krapfen: Ein besonders fetthaltiges, süßes Gebäck gefüllt mit Marmelade. Heute ist vielen vielleicht gar nicht mehr bewusst, warum die Krapfen spätestens Anfang Februar in die Auslagen der Bäckereien einziehen. Es hieß: Sich ein letztes Mal etwas gönnen, bevor man die Fastenzeit antritt.

Vielerorts werden alte Gepflogenheiten der christlichen Kirche belächelt oder sogar heftig kritisiert. Dies ist im angemessenen Rahmen auch besonders wichtig, denn es muss immer Platz dafür geben Tradition und Brauchtum zu hinterfragen.

Schwierig wird es allerdings, wenn man sich nur die Rosinen herauspickt, wenn es darum geht Bräuche zu leben: In der Faschingszeit greift man noch gerne zum Krapfen, doch sobald die Fastenzeit beginnt, ist von Verzicht keine Rede.

Auf etwas verzichten – ein Thema, das in unserer Gesellschaft nicht zwingend mit einem Brauch der Kirche zu tun haben muss. Viel schöner wäre es den Verzicht als Möglichkeit zu sehen, insbesondere religionsübergreifend, um selbst an der Herausforderung zu wachsen.

Denn worum geht es denn wirklich? – Wenn man sich dazu entscheidet auf etwas zu verzichten bedeutet das einem Wunsch nicht nachzugehen, oftmals auch zum Vorteil eines anderen oder sogar dem Gemeinwohl einer Gesellschaft.

In diesem Sinne wünschen wir euch noch eine schöne Faschingszeit und ermutigen euch Traditionen neu zu denken, aber sich auch ursprüngliche Gedanken, wie das Gleichheitsprinzip, wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Abbildung 3, Pixabay

 

Text: Victoria Hemmer

 

[1] https://www.erzbistum-koeln.de/presse_und_medien/magazin/Karneval-Ursprung-Bedeutung-und-Brauchtum-des-Karnevals/

[2] https://www.lebensart.at/faschingsdienstag-geschichte-und-brauchtum