Abenteuer Lesen – Wieso ist Leseförderung wichtig und wie wird sie spannend gestaltet?

In diesem Blogpost bekommt ihr Informationen über den Effekt des Lesens auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, Tipps zur Leseförderung im Schulalltag und spannende Buchempfehlungen:

In Zeiten von Laptop, Smartphone und Co. verliert das Analoge, also etwa Bücher immer mehr an Bedeutung. Da schon im Schulalter die Digitalisierung, Social Media und Videospiele überhandnehmen, greifen Kinder, vor allem in der Freizeit immer seltener zum Buch. Doch sollte darauf nicht verzichtet werden, da Lesen nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch das eigenständige und kreative Denken, die Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit von Kindern fördert.

 

Lesen wirkt sich positiv auf die Entwicklung von Kindern aus

 

Abb. 1: von Gaelle Marcel auf Unsplash

 

Lesen ist untrennbar mit der Sprachentwicklung verbunden. Das heißt, dass beim Lesen der aktive Spracherwerb der Kinder gefördert wird. Kinder, die regelmäßig lesen, haben einen bedeutend größeren Wortschatz und können sich besser ausdrücken. Weiterhin ist auch die Förderung der Rechtschreibung und Zeichensetzung eine positive Folge des Lesens. Laut der internationalen Studie „What kids are reading“ können 3- bis 12-Jährige mit nur sechs zusätzlichen Leseminuten pro Tag Problemen beim Lesen entgegenwirken. Kinder, die am Tag mindestens 20 Minuten lesen, lernen mehr als 2 Millionen Wörter pro Jahr. Einer Studie der University of California zufolge, lernen Kinder 50% mehr Wörter durch Kinderbücher als beim Fernsehen.

Ein weiterer positiver Aspekt des Lesens ist die Förderung der geistigen Eigenständigkeit und Urteilsfähigkeit von Lesern und Leserinnen. Kinder müssen sich während des Lesens intensiv mit den Texten auseinandersetzen, denken voraus und folgern Schlüsse. Diese Lernprozesse unterstützen die eigenständige Denk- und Konklusionsfähigkeit.

Ein dritter Vorteil ist, dass Lesen die Entwicklung der Fantasie und Vorstellungskraft anregt und dabei kreativer Fähigkeiten stärkt. Im Gegensatz zu digitalen Medien mit vorgegebenen Bildern, werden Kinder beim Lesen dazu angeregt sich eigene Bilder zum Gelesenen zu schaffen. Bücher sprechen außerdem das Gefühlsleben der Kinder an und unterstützen das Verständnis für Werte.

Ein vierter Grund, warum lesen eine wertvolle Aktivität für Kinder darstellt, ist die Förderung von eigenständiger Unterhaltung. Liest ein Kind ein Buch wird die Selbstbeschäftigung gefördert. Kinder sind immer auf der Suche nach Unterhaltung, während Computerspiele oder Fernsehen Kinder jedoch eher aufwühlen, können sie sich beim Lesen entspannen und gleichzeitig die Konzentrationsfähigkeit stärken.

 

So macht lesen Spaß – Tipps für die Leseförderung im Schulalltag und darüber hinaus

 

Abb. 2: von Kinga Cichewicz auf Unsplash

 

Lesen spielerisch gestalten

Lesekompetenzen mit lustigen Quiz fördern – Antolin. Antolin ist eine Quizzothek für Schulen – eine Bibliothek für Buchquizze: SchülerInnen wählen auf der Website oder in der App einen Buchtitel, lösen dazu ein Quiz und verdienen sich Punkte. Die Lehrpersonen können einsehen, welches und wie viele Bücher jede/r einzelne SchülerIn gelesen hat und ob sie diese gut verstanden haben. Die Plattform bietet Quizze zu mehr als 70.000 Kinder- und Jugendbüchern von Belletristik über Sachbücher bis hin zu fremdsprachigen Büchern. Lizenzen können von Klassen, Schulen oder Schulträgern erworben werden.

 

Lesen ist ein Spiel – Labuka Lesechallenge. Wer Mitglied in der Stadtbibliothek Graz ist (diese ist kostenlos für Kinder), kann bei der Lesechallenge LABUKA mitmachen. Jedes Kind bekommt ein Stickerheft, in dem es 10 Challenges erwartet. Eine Aufgabe ist zum Beispiel, dass ein Buch gelesen werden muss, das ganz neu ist, oder eines, das die Eltern oder Großeltern schon gelesen haben, als sie Kinder waren. Sobald eine Challenge geschafft ist, bekommt man von einem/r BibliothekarIn einen Aufkleber für das Stickerheft. Sobald ein Kind fünf Challenges geschafft hat, bekommt es ein kleines Geschenk, sowie eine weitere kleine Aufmerksamkeit, wenn das ganze Stickerheft voll ist. Alle vollen Hefte nehmen außerdem an einer großen abschließenden Verlosung mit vielseitigen Preisen teil.

 

Veranstaltungen des Leseland Steiermark. Das Leseland Steiermark veranstaltet vielseitige Aktivitäten zur Leseförderung für Jung und Alt, vom jährlichen Geschichtenwettbewerb für Volksschulkinder, über die Lies-was-Wochen mit AutorInnenlesungen, Mitmach-Theater, Lesenächten und Workshops rund ums Thema Lesen, bis hin zur DigiBib Steiermark, die Zugang zu E-Books, digitalen Zeitungen und Zeitschriften, Hörbüchern und Videos schafft.

 

Vielfältig fördern

Materialien zur Sprachförderung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Die Themenplattform des NCoC BIMM (Bildung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit) bietet über 350 Förderanregungen zu 17 verschiedenen Themen für den DaZ Unterricht. In den umfassenden Themenblöcken gibt es auch Lehrmaterialien zur Leseförderung, die sowohl im DaZ-Unterricht als auch im gemeinsamen Unterricht verwendet werden können.

Im Themenblock Familie findet man Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung und Kopiervorlagen zur Förderung der Lesekompetenz im Zusammenhang mit dem Lernen über Kinderrechte.

Im Themenblock zum Feste feiern & zu Interkulturalität findet man Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung in Verbindung mit einer kurzen Geschichte von Nasreddin Hodscha, der das osmanische Pendant zu Til Eulenspiegel ist.

 

Lesen einen „Raum“ geben

Schulbibliotheken & Leseecken gestalten. Eine wertvolle Idee, um das Lesen als fixen Bestandteil des Schulalltags zu manifestieren, ist es, eine kleine Schulbibliothek oder eine Leseecke im Klassenzimmer zu gestalten. Für eine Schulbibliothek ist nicht zwingend ein eigener Raum notwendig, ein zugewiesenes Regal in einem Klassenzimmer oder am Flur mit Büchern für verschiedene Altersgruppen und Genres, die die SchülerInnen ausborgen können, reicht aus.

 

Abb. 3: © ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus: Schulbibliothek der VS Baiern-Graz

 

Im Klassenzimmer kann mit einer Decke und ein paar Pölstern, mit einer gemütlichen Lesecouch oder einer Lesebank mit den Kindern gemeinsam eine Leseecke gestaltet werden. So werden die SchülerInnen regelmäßig ans Lesen und die Möglichkeit, sich eine Auszeit mit einem Buch zu nehmen, erinnert.

 

Abb. 4: © ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus: Leseecke der 3b der VS Baiern-Graz

 

Groß hilft Klein

LesepatInnen des Roten Kreuz. Die Initiative LesepatInnen des Roten Kreuz vermittelt freiwillige LesepatInnen an SchülerInnen und Schulen, die Kindern eine kostenlose, individuelle und qualifizierte Unterstützung beim Erwerb und der Vertiefung von Lesekompetenzen bieten. Die LesepatInnen kommen direkt an die Schule oder zu Lerntreffs, wo sie gemeinsam mit den Kindern Lesestoff, der mit den Lehrkräften abgesprochen wird, lesen oder ihnen vorlesen. So sollen die Kinder neugierig gemacht werden und Lust aufs Lesen bekommen.

 

Box dich durch

 

Abb. 5: © Stadt Graz: Themenpakete in Leseboxen

 

Themenpakete in kompakten Boxen. Die Stadtbibliothek Graz leiht Leseboxen zu einer großen Bandbreite an Themen an alle Grazer VS, MS, AHS, PTS, BHS/BMS und LBS sowie für Horte, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen. Die sogenannten entlehnbaren und transportablen Minibibliotheken beinhalten neben Büchern auch Hörbücher, CDs, DVDs, PC-Spiele und Unterrichtsmaterialien.

 

Buchempfehlungen zu Themen wie „Anderssein“, „Antirassismus“, „Gendergerechtigkeit“, „Menschenrechte“

„Odo“: Dieses Buch ist für die jungen unter uns wärmstens zu empfehlen. Es geht um ein Mädchen, welches eines Tages auf der Geburtstagsparty ihrer Freundin eine schwarze Puppe sieht und völlig begeistert ist. Für ihren sehnlichen Wunsch schlägt sie einen lehrreichen Weg ein | Fächer: Deutsch, geeignet für Kinder von 6 bis 10 Jahren

 

„Planet Omar – Nichts als Ärger“: Das Buch von Zanib Mian holt schon mit seiner Widmung ab: „Das Buch ist allen Kindern gewidmet, die schon einmal das Gefühl hatten, anders zu sein wäre etwas Schlechtes.” Omars Familie, das sind außer ihm sein kleiner nerviger Bruder Esa, der lauter heulen kann als die Sirene eines Rettungswagens und seine Schwester Maryam, die 28 Suren des Korans auswendig kann und durch Teenager-Hormone mal nett und mal muffelig ist. Und natürlich seine Eltern: Papa, der keine rote Beete mag, Schokocroissants zum Frühstück serviert und gerne Experimente mit seinen Kindern macht und Mama, die fast immer einen Kaffee in der Hand hält, die beste Wissenschaftlerin der Welt ist, Hidschab trägt und ihren Kindern feuchte Küsse gibt (obwohl Omar das vor seinen Freunden gar nicht mehr will). | geeignet ab 8 Jahren

 

„GEORGE“: Das (Hör-)Buch von Alex Gino erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das von all ihren Mitmenschen als Junge gesehen wird. Das Buch erzählt vom Anderssein und ermutigt, den eigenen Weg zu gehen. | Fächer: Deutsch/Englisch, geeignet ab 10 Jahren

 

„Im Schatten des Zitronenbaums“: Der Roman der südafrikanischen Autorin Kagiso Lesego Molope erzählt die Geschichte von Tshidiso, einem schwarzen Mädchen und ihren Erfahrungen in den ersten „gemischten“ Schulen nach dem Ende der Apartheid in Südafrika. trennte das Leben der Schwarzen und Weissen in Südafrika. | Fächer: Deutsch/Englisch, geeignet ab 12 Jahren

 

„Hidden Figures: The Untold Story of the African American Women Who Helped Win the Space Race“/ „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“: Das Buch von Margot Lee Shetterly folgt den Leben von 3 jungen schwarzen Mathematikerinnen, die in den 1930ern während des „Space Race“ bei der NACA und NASA zu arbeiten beginnen. Es thematisiert ihren Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen und Afroamerikanerinnen. | Fächer: Deutsch/Englisch, geeignet ab 14 Jahren

 

„Twelve Years a Slave“/„12 Jahre als Sklave“: In dem Buch erzählt der Afroamerikaner Solomon Northup von seinem Leben als Sklave. 1841 wurde er als freier Mann entführt und für 12 Jahre in die Sklaverei verkauft. Das Buch vermittelt ein realistisches Bild von einem menschenunwürdigen Leben, von der endlosen Arbeit und der erniedrigenden Behandlung | Fächer: Deutsch/Englisch, geeignet ab 15 Jahren

 

„Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“: Das (Hör-)Buch von Alice Hasters vertieft das Grundwissen zum Thema Rassismus Fächer PuP /D/GSK (möglich als Hausübung), geeignet ab 16 Jahren

„Exit Racism“: Das (Hör-)Buch von Tupoka Ogette bietet einen guten Einstieg in antirassistisches Denken | Fächer PuP /PB/D/GSK, geeignet ab 16 Jahren

 

 

Autorin: Verena Ulrich

 

 

Fotoverweise:

 

Abb. 1: von Gaelle Marcel auf Unsplash

Abb. 2: von Kinga Cichewicz auf Unsplash

Abb. 3: © ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

Abb. 4: © ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

Abb. 5: © Stadt Graz