This isn’t >Girls are better than boys<. This is just >Everyone deserves a chance<

Wie SchülerInnen im Projekt “Schule ohne Rassismus” ein Zeichen für Antidiskriminierung und Gendergerechtigkeit setzen

Das ist nichts für Mädchen und Burschen weinen nicht? – Die 1AHBTH der HTL Zeltweg zeigt, wie Gleichberechtigung uns alle betrifft. Im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus“ demonstrieren die SchülerInnen, wie sie Gendergerechtigkeit modern und jugendgerecht umsetzen.

Foto © ARGE Jugend: Die SchülerInnen der 1AHBTH der HTL Zeltweg präsentieren ihre Installation zur Reflexion über Antidiskriminierung & Gendergerechtigkeit

 

Für audiovisuelle Eindrücke geht’s hier zum Video.

 

Die Interessen der SchülerInnen stehen im Mittelpunkt: So funktioniert Schule ohne Rassismus

Schule ohne Rassismus ist ein europäisches Projekt, das Ende der 80er in Belgien und den Niederlanden initiiert wurde und seit 1999 in Österreich durch die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus vertreten ist. Das Projekt wird von der A6 des Landes Steiermark – Abteilung für Bildung & Gesellschaft gefördert. „Schule ohne Rassismus“ ist ein partizipatives Schulprojekt für SchülerInnen ab der 8. Schulstufe und Schulen aller Schultypen aus der gesamten Steiermark. Das Projekt soll Jugendliche für brennende Themen wie soziokulturelle Vielfalt, Antidiskriminierung, Gewaltprävention und Menschenrechte sensibilisieren und diese Themen für sie erlebbar machen. Dies geschieht einerseits durch abwechslungsreiche Workshops und andererseits durch Produkterarbeitungen – ein Novum in der Projektrunde 2020-21. Die Schulen können sich dafür entscheiden, ein Produkt zum in den Workshops Gelernten zu entwickeln. Hierbei sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ein Grundsatz von „Schule ohne Rassismus“ ist, dass die Gestaltung des Projektablaufs möglichst frei sein soll, damit die SchülerInnen selbst entscheiden können, welche Inhalte für sie am interessantesten und relevantesten sind (ob die Fragestellung „Was hat Umweltschutz eigentlich mit Menschenrechten zu tun?“, „Was heißt eigentlich Rassismus und was kann ich dagegen tun?“ oder „Wo passiert Geschlechterdiskriminierung und wie kann unsere Generation etwas daran verändern?“) und in welchem Format sie am besten lernen. Während die einen durch interaktiv angeleitete Workshops lernen, wollen andere ihre Interpretation des Gelernten lieber haptisch umsetzen.

 

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: So setzte die 1AHBTH der HTL Zeltweg das Projekt um

Die 1AHBTH der HTL Zeltweg ist ein besonders inspirierendes Beispiel für engagierte SchülerInnen, die in Workshops ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus über Antidiskriminierung und Gendergleichheit gelernt haben und das Erlebte in Form eines „Denk-Mal!“ als Schulinstallation verewigt haben. Das „Denk-Mal!“ ist eine Holzinstallation, die die SchülerInnen selbst entworfen und gebaut haben. Die Textpassagen haben sie gelasert.

Foto © ARGE Jugend: Das von den SchülerInnen gestaltete „Denk-mal!“ aus Holz

Vervollständigt wurde die Holzinstallation bei ihrer Einweihung durch bunte Papierschlangen – denn „bunt steht für Vielfalt“, wie ein Schüler der 1AHBTH erklärt, – auf denen Sprüche in diversen Sprachen gegen Diskriminierung und für Gendergerechtigkeit standen. „Mein Lieblingsspruch ist“, wie einer der Schüler erklärt, „both men and women should feel free to be sensitive. Both men and women should feel free to be strong.“ Er fügt hinzu: „Das symbolisiert, dass sich Männer und Frauen frei fühlen sollen, alles zu machen.“

Foto © ARGE Jugend: „This isn’t >Girls are better than boys<. This is just >Everyone deserves a chance<.“

Ergänzend zum „Denk-mal!“ und den Spruchbändern designte ein Schüler Spielkarten, auf denen sowohl Mann als auch Frau zu sehen sind. Der Hintergrund ist, wie die Klassensprecherin Lisa Legenstein erläutert: „Wir haben über Gendergerechtigkeit und Rollenbilder diskutiert und sind draufgekommen, dass es immer nur Spielkarten mit entweder einem Mann oder einer Frau oben gibt. Deshalb hat mein Klassenkollege Spielkarten entworfen, die sowohl Mann als auch Frau abbilden.“

Foto © ARGE Jugend: Von einem Schüler designte Spielkarten, die sowohl Mann als auch Frau abbilden.

 

Die SchülerInnen wählen ihren eigenen Weg: Vom Rassismus-Workshop zum Vorhaben, dass alle in der Klasse gleichberechtigt werden

Die SchülerInnen der 1AHBTH haben das Projekt von Anfang an nicht nur maßgeblich mitgestaltet, sondern tatkräftig GEstaltet. Am Semesteranfang organisierte die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus ein Planungsgespräch mit der Klassensprecherin Lisa Legenstein, dem Stellvertreter Antonio Grgic, dem Religionslehrer und Projektkoordinator Bernhard Glechner und der Projektverantwortlichen der ARGE Jugend Verena Ulrich. In diesem Planungsgespräch wählten Lisa Legenstein und Antonio Grgic in Rücksprache mit ihren KlassenkollegInnen das Thema „Was heißt eigentlich Rassismus & Diskriminierung?“ für den Startworkshop, der Ende April online stattgefunden hat. Am Ende des Startworkshops stimmte der ARGE Jugend Referent Jörg Kapeller mit der Klasse ab, welches Thema sie im Vertiefungsworkshop genauer behandeln wollen. So kam es dann zum Fokus auf das Thema ‚Gendergleichheit und Formen der Diskriminierung“ Im zweiten Workshop der ARGE Jugend gab es Input und Raum für Diskussion über Rollenbilder & Gendergerechtigkeit, woraus die Idee der SchülerInnen entstand, ein Statement für Gendergerechtigkeit in Form eines „Denk-mal!“ zu setzen. Ein Schüler resümiert: „Es war eine tolle Idee. Vor allem mit den Mädels war es cool, weil die haben eine gute Idee geliefert mit den Spruchbändern.“ Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema wirkt sich auch auf die Klassendynamik aus, ergänzt der Schüler: „Wir schauen natürlich, dass das jetzt umgesetzt wird und bei uns in der Klasse jeder gleichberechtigt wird.“

Foto © ARGE Jugend: „Gender equality is not a women’s issue. It is a human issue. It affects us all.“

 

Aus meiner Sicht der Projektmanagerin war es sehr beeindruckend, wie Bernhard Glechner von Anfang an bedacht war, die SchülerInnen nicht nur miteinzubeziehen, sondern sie HauptentscheidungsträgerInnen sein zu lassen. Zugleich bedarf das viel Reife und Engagement seitens der SchülerInnen der 1AHBTH. Die 1AHBTH inspiriert nicht nur dadurch, dass die klasseninterne Kommunikation und Vertretung so bedacht funktioniert, sondern auch damit, wie engagiert sie sich mit zukunftsrelevanten Themen unserer Zeit auseinandersetzen.

Ein ganz großes Lob und Dankeschön an die HTL Zeltweg für dieses inspirierende Projekt!

Verena Ulrich

 

Weiterführende Links

Kurzfilm: Gendergerechtigkeit macht Schule – Die HTL Zeltweg über ihre Installation für Gendergerechtigkeit, Juli 2021

 

TV-Beitrag von ATV Aichfeld „Antidiskriminierung & Gendergerechtigkeit: Projekt der 1AHBTB der HTL Zeltweg“, 8.7.2021

 

Zeitungsartikel zum Projekt „Schule ohne Rassismus“ an der HTL Zeltweg im Berzirksblatt Murtal, 14. Juli 2021, Seite 24