Aktiv gegen Rassismus – Auch du kannst etwas tun

Obwohl Rassismus in Österreich alltäglich ist, schiebt die große Masse das Thema im Alltag beiseite – ob aus Bequemlichkeit, Ahnungslosigkeit oder Unsicherheit, wie man etwas dagegen tun kann. Deshalb klären wir kompakt auf und geben Tipps, wie du gegen Rassismus aktiv werden kannst!

Fang gleich an und teil Antirassismus-Initiativen, die du kennst, im Kommentar!

 

Foto: Tim Mossholder on Unsplash

 

Wo wir Rassismus (nicht) sehen

Rassismus in Österreich ist ein Phänomen, von dem weiße ÖsterreicherInnen selbst kaum betroffen sind. Menschen schauen oft weg, weil ihnen rassistische Überfälle gar nicht auffallen, oder weil sie nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Außerdem kann es unangenehm sein, sich mit Rassismus und den eigenen Privilegien zu beschäftigen. Das sind alles Gründe, warum Rassismus häufig nicht realisiert, nicht thematisiert oder gar totgeschwiegen wird.

Doch unabhängig davon, wie sehr man selbst von rassistischen Übergriffen betroffen ist: Rassismus ist ein Problem – nicht nur in Ländern wie den USA, Südafrika oder Frankreich, sondern auch in Österreich.

Jede/r fünfte ÖsterreicherIn behauptet von sich selbst, Menschen je nach Herkunft unterschiedlich zu behandeln (ORF, 2020). Wie die „Zweite Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung“ zeigt, leiden darunter vor allem Menschen mit subsaharisch afrikanischer Herkunft. Österreich ist das Land, in dem Menschen mit subsaharisch afrikanischer Herkunft bei der Arbeitssuche sowie im privaten und öffentlichen Dienstleistungsbereich mehr Diskriminierung widerfährt als in den anderen EU-Ländern. Jede/r dritte Befragte wurde innerhalb von 12 Monaten im privaten und/oder öffentlichen Dienstleistungssektor diskriminiert (hierzu zählen öffentliche Verwaltung, öffentlicher Verkehr, Gastronomie und Geschäfte). Das ist mehr als doppelt so viel wie im Länder-Durchschnitt. Bei der Arbeitssuche widerfuhr jede/r/m Vierten innerhalb von 12 Monaten Diskriminierung, also zweieinhalb Mal so viel wie im Länder-Durchschnitt. Zugleich ist Österreich das Land, in dem Menschen subsaharisch Afrikanischer Herkunft diskriminierende Vorfälle am wenigsten melden. Mehr als die Hälfte von ihnen weiß nicht oder denkt nicht, dass es ein Antidiskriminierungsgesetz gibt.

Obwohl Menschen mit subsaharisch afrikanischer Herkunft unter den Befragten am meisten mit Rassismus zu kämpfen hatten, heißt das nicht, dass andere Gruppen nicht auch von Diskriminierung betroffen waren. Unter Menschen türkischer Herkunft erlebt beispielsweise jede/r Fünfte Diskriminierung im privaten und/oder öffentlichen Dienstleistungssektor und jede/r Achte bei der Arbeitssuche (European Union Agency for Fundamental Rights, 2017).

Fakt ist, dass Diskriminierung aufgrund der Herkunft, religiöser Zugehörigkeit, der Hautfarbe und äußerer Merkmale passiert, ob wir hinschauen oder nicht.

 

Und wie geht’s der Jugend damit?

Auch an den steirischen Jugendlichen geht Rassismus nicht vorbei. Wie die 5. Steirische Jugendstudie zeigt, beobachteten 40% der steirischen Jugendlichen 2017 innerhalb von 12 Monaten mindestens alle paar Monate rassistische Übergriffe. Deutlich wurde auch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund eher Opfer von gewalttätigen Übergriffen und auch von rassistischen Übergriffen werden als Befragte ohne Migrationshintergrund. Fast jeder vierte steirische Jugendliche mit Migrationshintergrund wurde innerhalb von 12 Monaten zumindest alle paar Monate Opfer von rassistischen Übergriffen.

Positiv ist jedoch die Bereitschaft zu helfen: 52% der steirischen Jugendlichen nahmen innerhalb von 12 Monaten zumindest alle paar Monate jemanden vor Gewalt in Schutz.

Und genau hier gilt es anzusetzen: Hinschauen statt wegschauen!

 

Foto: Robin Jonathan Deutsch on Unsplash

Wie du und ich gegen Rassismus aktiv werden können

Den ersten Schritt hast du bereits gemacht: Du hast dich damit auseinandergesetzt, dass Rassismus in unserem Alltag ein präsentes Problem ist, auch wenn es dir vielleicht nicht so bewusst war.

Mach weiter damit: Es ist keine Schande, (noch) nicht zu wissen, welche vielfältigen Formen des Rassismus es gibt und was People of Colour in den verschiedensten Lebensbereichen widerfährt. Lies dir Aufklärungs- und Erfahrungsberichte durch, folge Organisationen und Menschen, die regelmäßig über Rassismus informieren und über Erfahrungen berichten. Werde dir bewusst darüber, was Rassismus bedeutet und wo er vorkommt.

Schau dich um: Mit dem geschärften Bewusstsein und durch die Sensibilisierung auf das Thema werden dir rassistische Übergriffe schneller auffallen. Schärfe deine Aufmerksamkeit, sodass verbale und non-verbale Interaktionen im öffentlichen und privaten Raum nicht mehr an dir vorbeigehen.

Teil deine Gedanken und Erlebnisse mit deinem Umfeld: Erzähle deinen FreundInnen und deiner Familie über das, was du gelernt und vielleicht auch schon beobachtet hast. Wissen sie über die verschiedenen Ebenen, auf denen Rassismus passieren kann, – die internalisierte, die individuelle, die institutionelle und die strukturelle Ebene – Bescheid? Haben sie selbst schon Rassismus beobachtet oder erfahren? Mach Rassismus vom Tabu zum Thema, das betrifft – nicht nur manche, sondern die Gesellschaft in ihrer Ganzheit. Dabei muss man nicht belehrend wirken oder in lähmender Frustration versinken, sondern kann ein bewusstes Auftreten gegen Rassismus als gemeinsamen Lernprozess sehen.

Beschäftige dich mit deinem Ausgangspunkt und deinen Zielen: Vielleicht ist dir selbst schon einmal Rassismus widerfahren und du weißt, wie zerstörend sich das anfühlen kann. Vielleicht hörst du einiges über Rassismus, bist aber selbst nie als Opfer betroffen. Vielleicht hast du sogar selbst schon einmal jemanden aufgrund seiner Herkunft, religiöser Zugehörigkeit, der Hautfarbe oder äußerer Merkmale anders behandelt. Hinterfrage, warum das so ist und wie du deinen Ausgangspunkt nutzen kannst, um dich aktiv gegen Antirassismus einzusetzen: Möchtest du deinen Erfahrungen Gehör verschaffen, möchtest du andere aufklären, machst du dich bereit, einzuschreiten, wenn du rassistische Vorfälle siehst oder schärfst du dein Bewusstsein, um Vorurteile abzubauen und bist bereit, eigene Verhaltensweisen zu ändern?

Trau dich, aufzustehen, trau dich, aktiv zu werden: Welcher Weg sich auch als der deine erweist, trau dich!

 

Lass uns gleich loslegen!

 

© Breaking Silence

 

Seit 12. März veranstalten Studierende der Karl-Franzens Uni das zweiwöchige Aufklärungs- und Mitmachprojekt „Breaking Silence“, um sich über Antirassismus zu informieren und aktiv zu werden. „Ziel ist es, mehr Bewusstsein zu schaffen und aufzuzeigen, welche Schritte auf dem Weg zu bewusst anti-rassistischem Handeln notwendig sind“, sagt Enya Reinprecht, eine der Projektleiterinnen. Jeden Tag werden kurze Inputs gegeben, die zum Nachdenken auffordern und Strategien vorstellen, wie über sensible Themen wie Rassismus und Diskriminierung gesprochen werden kann. Studierende haben dafür selbst Videos produziert, Illustrationen angefertigt und sich für jeden Tag der Challenge kleine Aufgaben überlegt. Außerdem erklärt die Anti-Rassismus-Challenge komplexe Konzepte wie strukturellen Rassismus, weiße Privilegien, Vorherrschaft und Fragilität auf anschauliche Weise und thematisiert, was wirkliches „Verbündet-Sein“ (allyship) bedeutet.  Interessierte können jederzeit in die Challenge einsteigen und die vergangenen Challenges nachholen.

 

Wenn du gleich aktiv werden willst: Mach mit auf Instagram, Facebook  oder dem Breaking Silence Blog!

 

Wenn du andere tolle Initiativen wie Breaking Silence kennst, teile sie gerne mit anderen. Hinterlass einen Kommentar am Ende des Artikels.

 

Verfasst von: Verena Ulrich

 

Weiterführende Links:

ORF-Bericht zur Wahrnehmung von Rassismus in Österreich

Zweite Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung

5. Steirische Jugendstudie der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

Fünf Leitlinien, wie auch du anti-rassistisch handeln kannst von Chantal Bamgbala