Umgang mit Diskriminierung im Klassenkontext

Kompaktes Wissen und interaktive Methoden zur spielerischen Sensibilisierung gegenüber Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung

„Die Welt ist komplex – zu komplex für unser Gehirn“, so eine der wesentlichen Kernthesen, die der Bildung von Stereotypen und Vorurteilen sowie von Diskriminierung zugrunde liegen. Um dieser Komplexität zu begegnen und die Welt zu „vereinfachen“, verallgemeinern wir und kategorisieren wir Menschen, Verhaltensweisen und sonstige Gegebenheiten reflexartig und unbewusst in „Schubladen“. Ein natürlicher Reflex, der im Grunde notwendige Funktionen erfüllt – etwa das rechtzeitige Erkennen von Gefahrensituationen, das richtige Einschätzung und Annehmen subtiler Bemerkungen oder das Schlussfolgern und Reagieren bei mangelhafter Information. Dabei ist es wichtig für ein gedeihliches Zusammenleben, dass wir um diesen Mechanismus der Verallgemeinerung sowie um die Entstehungsfaktoren von Diskriminierung wissen, um unser eigenes Verhalten reflektieren und nach einer ersten Kategorisierung letztlich doch die richtigen Informationen in der jeweils entsprechenden Situation zulassen zu können. Immerhin mag vielleicht doch nicht jeder Italiener Spaghetti, kann eine Frau vielleicht doch besser einparken als mancher Mann und schließt ein pinker Irokesenschnitt nicht zwangsläufig den Job als Bilanzbuchhalter aus. Um Schüler/innen grundlegendes Wissen rund um Stereotype und Vorurteile, Diskriminierung und Diversität spielerisch zu vermitteln, dürfen wir im folgenden ein paar wissenswerte Inputs und Methoden vorstellen.

 

Lehrer/innen aus steirischen Schulen lernen in einem zoom-Webinar der ARGE Jugend nützliche Inputs und
Methoden zur spielerischen Vermittlung von Diversität im Klassenkontext kennen

 

9 wissenswerte Inputs – was wir über Vorurteile, Diskriminierung und Diversität wissen sollten

  1. Die Welt ist komplex – unser Gehirn kategorisiert in „Schubladen“ und „verallgemeinert“
  2. Diese „Schubladen“ sind ein natürlicher oft unbewusst ablaufender Reflex
  3. Wir müssen unser Verhalten immer wieder auf´s neue reflektieren
  4. Fakten schlagen Vorurteile – Information schützt vor Verallgemeinerung!
  5. Diskriminierung hat nicht nur mit Ausländer/innen zu tun – sie passiert UNS ALLEN!

(zB. bezogen auf Geschlecht, Alter, Aussehen)

  1. Verschiedene Menschen sind verschieden – Vielfalt gibt es immer und überall!
  2. Grundhaltungen: Basiswissen, Neugier, Respekt, Empathie, Selbstreflexion, Ambiguitätstoleranz
  3. Der „aktuelle Trend“ beeinflusst uns alle (zB. Politik, Umgang mit Migration)
  4. Dialogischer Partizipationsansatz: lasst uns offen diskutieren!

 

 

Jugendliche präsentieren einen Sketch zum Umgang mit Diskriminierung und Diversität, den sie im Rahmen eines
ARGE Jugend – Projekts erarbeitet haben

 

4 spielerische Methoden – Umgang mit Diskriminierung und Förderung von Diversität

1.„Diversity Wall“ – Vielfalt als Bereicherung abbilden:

Schüler/innen gestalten ein Plakat. Jede/r schreibt seine Lieblingseissorte, Lieblingssportart, Lieblingsfarbe und sein/ihr Lieblingsbuch auf. Dies ergibt bunte Vielfalt an Vorlieben. Am nächsten Tag wird überraschend ein Plakat dazu gehängt, auf dem von mehreren Personen (zB. Lehrer/innen) immer dieselbe Eissorte, Sportart etc. in unterschiedlichen Handschriften geschrieben steht. Die Schüler/innen sollen nun erläutern, was ihnen besser gefällt – die bunte Vielfalt an Vorlieben oder der „Einheitsbrei“?

 

2.„Modalwörter“ – Geschlechterstereotype erkennen:

Schüler/innen schreiben auf Papier, was Mädchen und was Burschen „können/dürfen/sollen/wollen“ bzw. „nicht können/dürfen/sollen/wollen“. Im Anschluss daran kann über die unterschiedlichen Zuschreibungen diskutiert werden (zB. warum „können Mädchen nicht Auto fahren“ oder warum „wollen Burschen nicht mit Puppen spielen“ etc.)

 

3.„Kommentar-Analyse“ auf social media – Bewusstsein schaffen: die Jugendlichen bekommen den Arbeitsauftrag, in social media (zB. facebook) Kommentare zu Themen wie Migration zu suchen. Die Inhalte der gesammelten Kommentare werden gemeinsam analysiert, reflektiert und diskutiert.

 

4. „Wertebasar“ – Grundwerte reflektieren und diskutieren: In der Klasse wird besprochen, welche Grundwerte- und haltungen es für ein gutes soziales Miteinander braucht. Die Schüler/innen sollen nun ihre „5 wichtigsten Werte“ einzeln auf Zettel schreiben, jeweils nach Wichtigkeit rangreihen und die Zettel sodann mit Klassenkamerad/innen „tauschen“. Bei diesem Tausch wird nach Wertigkeit gehandelt und dabei argumentiert und diskutiert, warum jemandem welche Werte besonders wichtig sind oder nicht.

 

 

Schüler/innen der BHAK Judenburg malen im Rahmen eines ARGE Jugend- Projekts Bilder zum Thema Respekt
gegenüber „Vielfalt an L(i)ebensformen“

 

Diese und weitere Inputs und Tools können Sie mit der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus in den Projekten „Schule ohne Rassismus“ (für steirische Schulen ab der 8. Schulstufe) und „Perspektivenwechsel“ (für Grazer Pflichtschulen) kennenlernen und aktiv umsetzen. Zur Information und Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: Verena Ulrich, MSc, 0664/41 70 691, verena.ulrich@argejugend.at („Schule ohne Rassismus“) und Patty Wollner, BA, 0664/88 23 12 56, patty.wollner@argejugend.at („Perspektivenwechsel“).

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