Wertschätzung der BürgerInnen bitte statt Katastrophenrhetorik!

Beiträge zur Vernunft, Besonnenheit und Solidarität XIV

Unsere geschätzten Leserinnen und Leser wissen es: Wir haben unsere Bundesregierung, die Landesregierungen, die Sozialpartnerschaft, die Fachkräfte des Gesundheits- und Sozialwesens, die mutigen Führungskräfte und ihre Teams im Einzelhandel, bei Einsatzorganisationen und weitere zentrale Akteure in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie für ihr größtenteils verantwortungsvolles Handeln mehrfach gelobt, bisweilen sachliche Kritik eingebracht.[1] Die politisch Verantwortlichen haben in Zusammenarbeit mit einer großen Mehrheit besonnener und vernunftgeleiteter Bürgerinnen und Bürger die katastrophalen Auswirkungen der COVID19-Pandemie vergleichsweise gut bewältigt, was es anzuerkennen gilt, inklusive einiger Fehler und Pannen! Doch wer beging bei dieser weltweiten Pandemie KEINE Fehler?

Zwei österreichische Wappentiere: Schlendrian und „Mir-Doch-Wurscht“

Lockdown Nr. 2 verdanken wir zwei informellen österreichischen „Wappentieren“: dem Schlendrian und dem „Mir-Doch-Wurscht“. Die von sozialer Intelligenz und Solidarität weitgehend befreite „Mir-Doch-Wurscht-Meute“ an Partylöwen, Fernreisejunkies und zerebral nicht ganz dichten Zelebratoren von dicht gedrängten Massenfeiern aller Art erzeugten einen COVID-Cluster nach dem anderen. Die „Schlendrian-Affinen“ übten sich indes von den BürgerInnen bis zu den Regierenden weitgehend im Freudschen Verdrängungsmuster: „Wird schon nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird!“ Wie wir in der Retrospektive erkennen können, wurde viel heißer gegessen, als man es sich in selbstverliebter Einlullung ausmalte. Als die Neuinfektionen auf über 9.200 pro Tag hinaufschnellten, musste die Bundesregierung handeln und Lockdown Nr. 2 verordnen. Für jene, die seinerzeit die Exponenzialfunktion in der Schule halbwegs begriffen haben, erfolgte der 2. Lockdown buchstäblich im letzten Moment, verdient jedenfalls Zustimmung!

Die Mehrheit der BürgerInnen hält sich wiederum an die Verordnungen!

Wie bereits beim ersten Lockdown verhielt sich die überwiegende Mehrheit der BürgerInnen an die verordneten Abstands- und Hygieneregeln, wie eine erste Analyse der gemeldeten Daten zeigt. Trotz nachempfindbarer Ermüdungs- und Erschöpfungserscheinungen schaffte es die Bevölkerung durch mehrheitliche Befolgung der verordneten Maßnahmen, die täglichen Neuinfektionen von über 9.200 auf aktuell 2.748 abzusenken (30.11.2020). Auch die 7-Tage-Inzidenz konnte von über 566 am 12.11.2020 auf 348 (29.11.2020) reduziert werden, was einem Rückgang von rund 39% (sic!) entspricht. Die Reproduktionszahl sank binnen einer Woche von 1,02 auf 0,87! Der täglich beobachtbare steile Anstieg der Todesfälle auf mittlerweile 2.983 Personen flachte zwar ein wenig ab, bereitet jedoch zweifellos die allergrößte Sorge um jedes Menschenleben in jederlei Hinsicht!

Trotz positiver Entwicklungen: Regierung bleibt in rabenschwarzer Katastrophenrhetorik

Doch wie reagiert unsere Bundesregierung auf den eindeutig positiven Trend des Rückganges der Anzahl an Neuinfizierten? Sie verharrt unbeirrbar im Kommunikationsmodus der Katastrophenrhetorik. Der Ministerrat gibt schon vor dem 5. Dezember den Krampus auf der Politikbühne! Gesundheitsminister Anschober bezeichnet die Entwicklung als „weiterhin dramatisch“, die „Infektionsbreite“ in Österreich sei mittlerweile „enorm“, so Anschober auf ORF-online! Was bewirkt die Rabenschwärze der Regierungsrhetorik bei jener Bevölkerungsmehrheit, die sich an die Hygiene- und Abstandsregeln hält, jedoch ungeachtet der positiven Entwicklungen immer und immer wieder mit einem düsteren „Dennoch zu wenig!“ konfrontiert wird? Wen soll dieser gouvernantenhafte Bevormundungsmodus eines zynischen „Was immer Ihr auch macht, es passt eh nie!“ zur Fortsetzung der gemeinschaftlichen Bemühungen motivieren, COVID 19 einzudämmen? Glaubt die Bundesregierung allen Ernstes, die kleine Clique an Verantwortungslosen, Verschwörungsadoranten und Vuipuidln (Alex Kristan), denen „wirklich eh alles wurscht und scheißegal ist“, zu einem anderen Verhalten zu bewegen? Wie würde ein mit 30kg Übergewicht ausgestatteter Bewegungsmuffel reagieren, der nach 12 Wochen Lebensumstellung eine erhebliche Gewichtsreduktion von 8 kg erzielt, dazu ein Bewegungsprogramm von dreimal eine Stunde wöchentlich absolviert, wenn der Gesundheitsminister ihm mitteilen würde: „Deine Gewichtssituation ist immer noch dramatisch, dein Bewegungsprogramm noch viel zu wenig umfangreich?“

Katastrophenrhetorik = Demotivation der verantwortungsbewussten BürgerInnen!  

Die Katastrophen-, Angst- und Drohrhetorik der Bundesregierung wird mit Fortdauer die mit den COVID19-Verordnungen konform gehende Bevölkerungsmehrheit massiv frustrieren und demotivieren. Die Clique der Verantwortungslosen werden nolens volens gestärkt. Sie erhält Rückenwind und erntet den Zulauf der Enttäuschten! Liebe Bundesregierung, wir halbwegs vernunftbegabten Bürgerinnen und Bürger WISSEN und SPÜREN, dass die COVID19-Pandemie eine höchst gefährliche Bedrohung für unsere Gesundheit, für unsere Wirtschaft, für den Arbeitsmarkt, für unseren sozialen und kulturellen Zusammenhalt ist. Wir wissen und spüren auch, dass diese Pandemie uns noch lange Zeit bedrohen und einschränken wird! Doch erwarten wir uns von der Bundesregierung, dass die von uns Bürgerinnen und Bürger erzielten eindeutig positiven Trends und Entwicklungen ein ehrliches, respektvolles, wertschätzendes und lobendes Feedback verdienen! Denn auf lange Sicht werden nur Ehrlichkeit, Respekt, Wertschätzung und Lob die Bevölkerung mit Zuversicht, Vertrauen, Handlungsfähigkeit und Optimismus ausstatten, um die noch bevorstehende Krisenzeit gemeinsam zu stemmen!

Schluss mit Drohkulissen im Krampus-Stil!

Also hört bitte endlich auf mit Drohkulissen und Katastrophengesülze im Krampus-Stil! Veredelt eure Rollenbilder mit der Aura des Heiligen Nikolaus, sendet die Botschaften im Geiste eines „Seid wachsam und vorsichtig, doch fürchtet euch nicht!“ Die Erzeugung von kollektiver Angst in Permanenz ist einer liberalen, weltoffenen Demokratie im Spirit einer selbstreflexiven Aufklärung mit mehrheitlich mündigen Bürgerinnen und Bürgern schlicht unwürdig und widerlich! So schaut´s aus, geschätzte Bundesregierung! Ich erwarte mir eine andere Kommunikationspolitik, um uns Bürgerinnen und Bürger für Präventionsmaßnahmen, für Massentestung und für das Impfprogramm zu begeistern! Resümierend sei meine Wertschätzung an die politisch Verantwortlichen zum Ausdruck gebracht: Unser Team und ich tragen die verordneten Maßnahmen zum Gesundheitsschutz selbstverständlich weiterhin mit und unterstützen diese im öffentlichen Gespräch mit Jung und Alt! Mit herzlichem Gruß! Euer Christian Ehetreiber

Links zum Thema:

ORF-Bericht über die PK von Gesundheitsminister Rudi Anschober

https://orf.at/stories/3191487/

Kurier-Bericht über die PK von Rudi Anschober

https://kurier.at/politik/inland/anschober-die-lage-ist-weiterhin-sehr-ernst/401113335

Überblick zu den COVID19-Infektionen, 30.11.2020

https://orf.at/#/stories/3191834/

Ausführliche Statistiken der AGES, 30.11.2020

https://orf.at/corona/daten/oesterreich

 

Fotoquelle: Pixabay, freies Foto!

 

[1] Stellvertretend sei unser Memorandum zur Prävention von häuslicher Gewalt durch sportliche Aktivitäten und Bewegung vom 14.4.2020 in Erinnerung gerufen. Link: Memorandum für Bewegung und Sport

Mehrere Regierungsmitglieder haben darauf geantwortet. Die Bundesregierung gestattet nunmehr die Ermöglichung von Individualsport im Freien beim 2. Lockdown, erließ im Geiste unseres – wie auch von zahlreichen anderen Institutionen ähnlich eingebrachter Vorschläge –, die Sportausübung im Freien als wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung, zur Gewalt- und Suchtprävention zu gestatten. Gut so! Bravo! Das motiviert alle aktiven und zugleich verantwortungsvollen BürgerInnen!