…so sprach bereits der berühmte deutsche Lyriker Otto Julius Bierbaum gegen Ende des 19.Jahrhunderts. Ein Ausspruch, der vor allem in Krisenzeiten mehr Gültigkeit denn je hat. Sei es das herzhafte Lachen über einen Witz, das Betrachten gesellschaftlicher Herausforderungen durch die Augen schneidiger KabarettistInnen, das Auflockern einer ernsten Diskussion durch humorvolle Bemerkungen oder eine gelassene Reaktion mit Augenzwinkern in einer schwierigen Alltagssituation: Humor als Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren – so die Definition nach Duden – ist genau jene Kommunikationsform und Einstellung, die so viel Gefühl und Emotion transportiert, dass manchmal Lösungen für Probleme entstehen, die mit der Ernsthaftigkeit des kognitiven Verstandes nicht zu erreichen wären.
Lachen ist gesund – Wissenschaft belegt positive Gesundheitswirkungen von Humor
Wie heißt´s im Volksmund: „Lachen ist die beste Medizin!“ Den Beleg dafür liefert die Humorforschung seit Jahrzehnten. So zeigt etwa eine Studie des international renommierten US-amerikanischen Humorforschers Paul McGhee aus dem Jahr 2010, dass Humor und Lachen die bio-psycho-soziale Gesundheit auf verschiedenen Ebenen fördert. Durch die Aufrechterhaltung eines positiven emotionalen Zustandes kann Humor wesentlich dazu beitragen, die grundlegenden Gesundheits- und Heilungsmechanismen des Körpers zu erhalten. Zudem kann Humor als ein wichtiger Emotionsregulationsmechanismus verstanden werden, wie der amerikanische Psychologe Rod. A. Martin in seiner Studie aus 2007 zeigt. Die positiven Gefühle von Fröhlichkeit und Gelassenheit, die den Humor begleiten, ersetzen negative Emotionen und Erfahrungen. So ermöglicht der Humor uns Menschen, breiter und flexibler zu denken und sich in kreativer Problemlösung zu üben. Nicht zuletzt konnten die beiden Humorforscher das Potenzial von Humor nachweisen, eine starke emotionale Verbindung zwischen Menschen zu schaffen und damit soziale Interaktionen zu stimulieren.
Die Pointe eines Witzes als Höhepunkt komplexer Gehirnprozesse
In der Humorforschung am besten untersucht ist jener Prozess, den wir wohl als erstes mit Humor assoziieren: das Lachen über einen Witz. Diesem liegt ein komplexer Prozess in unseren Gehirnarealen zugrunde. Nachdem wir etwa einen erzählten Witz im Sprachzentrum unseres Gehirns verarbeitet haben, kommen jene Hirnareale ins Spiel, die unsere Erwartungen an und unser Wissen über die Welt regulieren und steuern. Denn das Wesenselement eines Witzes liegt darin, dass er uns zunächst „auf eine falsche Fährte“ führt. So bilden wir kognitiv eine Hypothese und stellen erfahrungs- und wissensbasiert eine Vermutung auf, was wohl als nächstes passieren mag. Und dann kommt die Pointe – der krachend-knisternde Moment, in dem sich die unerwartete Wende des Erzählten offenbart und unsere Hypothese über den Haufen geworfen wird. Ein Prozess, der an der Außenseite des linken Stirnlappens abläuft. Gefällt uns die Pointe, werden Teile des limbischen Systems aktiv – jenes Gehirnbereichs, der unsere Emotionen verarbeitet. Hier wird die Emotion der Erheiterung generiert – und das Lachen in Gang gesetzt. All das passiert in Bruchteilen von Millisekunden, hat jedoch eine positive Langzeitwirkung für Körper und Geist.
Keep smiling, whatever happens – Humor als Frage der Einstellung
Im Allgemeinen erfasst die Wissenschaft Humor als innere Haltung oder Lebenseinstellung, die jeder Mensch besitzt, die aber unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Unsere individuelle Ausprägung an Humor bestimmt die Art und Weise, wie wir mit Ereignissen in unserer Umgebung – etwa mit Verlusten, Umbrüchen und sonstigen Herausforderungen – umgehen. Außerdem bestimmt unser persönlicher Grad an Humor, wie wir anderen Menschen begegnen, mit ihnen kommunizieren und interagieren. Hierbei unterscheidet die Humorforschung vier Arten von Humor: verbindend, selbststärkend, aggressiv und selbstentwertend. Menschen mit verbindendem Humor möchten den Umgang mit anderen möglichst angenehm und entspannt gestalten. Der selbststärkende Humor hilft uns, in stressigen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren sowie den Überblick über eine Situation im Interesse deren konstruktiver Bewältigung zu behalten. Beide Arten zählen zu den positiven Humorstilen. Wer sich des aggressiven Humors bedient, macht gerne Witze auf Kosten anderer und stellt sie bloß, um sich selbst zu erhöhen. Anders beim selbstentwertenden Humor: hier ist das Ziel der Verspottung die eigene Person, wobei Scherze über persönliche Unzulänglichkeiten oder Schwächen häufig verwendet werden, um in der Gunst der Mitmenschen zu steigen. Beide Varianten werden den negativen Humorstilen zugerechnet.
Humor kann man trainieren
Aufgrund seiner wissenschaftlich erwiesenen förderlichen Gesundheitswirkung wird Humor seit Jahrzehnten auch gezielt in der Krankenpflege zur Unterstützung von Heilungsprozessen sowie in der Erleichterung des PatientInnenlebens angewandt. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Gesundheitsclown-Interventionen mit sogenannten Clowndoctors, die in Krankenhäusern unterwegs sind und PatientInnen zum Lachen bringen. Eine Vielzahl an internationalen Studien zeigt, dass Gesundheitsclown-Interventionen die Stresswahrnehmung von PatientInnen reduzieren und zu einer verkürzten Hospitalisierungszeit führen (Kocherov et al., 2016), dass sie Sedierungsdosen (Viaggiano et al., 2015) und präoperative Angst verringern (Agostini et al., 2014), dass sogar sehr junge Säuglinge positiv auf die Besuche von Gesundheitsclowns reagieren (Markova et al.,2016) und dass sie altersunabhängig zu einem positiven emotionalen Zustand sowie zu besserer Gesundheit und stärkerem Wohlbefinden beitragen (Auerbach et al., 2016). Doch auch in der Psychiatrie und Psychotherapie wird Humor längst zur Behandlung seelischer Erkrankungen eingesetzt, etwa in Form eines Humortrainings bei depressiven Personen. Zwei Methoden, welche die deutsche Neurologin und Humorforscherin Barbara Wild empfiehlt: PatientInnen überlegen sich, worüber sie immer gerne gelacht haben und mit wem. Sodann spielen sie die Situationen oder Witze einer Gruppe von Personen möglichst realitätsgetreu vor. Eine weitere Möglichkeit eröffnet das Improvisationstheater: hier erhalten die TeilnehmerInnen Impulse, aus denen sie spontan eine Geschichte entwickeln und gemeinsam weiterspinnen sollen. So könnte im Kreis beispielweise eine kollektiv improvisierte Story zu einem „Sonnenhut“ gebildet werden, wobei jede/r immer nur ein Wort dazu beitragen darf, bis der/die nächste dran ist. Die daraus entstehende Wortfolge, die keine/r der TeilnehmerInnen im Vorfeld erahnen kann, verspricht mit jedem Input skurriler zu werden um schließlich in einer humorvollen Geschichte zu enden.
Die ARGE Jugend empfiehlt: Lacht, bis euch die Schenkel brennen!:)
Die Wissenschaft beweist es, die meisten von uns kennen es aus Erfahrung und wir als ARGE Jugend dürfen es hiermit nochmals bekräftigen sowie mit zuversichtlich-optimistischem Lächeln in die Welt hinausrufen: Lacht, bis euch die Schenkel brennen! Um euch hierbei zu unterstützen, dürfen wir nachstehend ein paar weiterführende Links empfehlen – für humorvolle Momente in all euren Lebenslagen und Alltagssituationen.
Weiterführende Links:
Studien aus der Humorforschung:
Martin, R. A. (2007). The psychology of humor: An integrative approach. Burlington, MA: Elsevier.
McGhee, P. (2010). Humor: The lighter path to resilience and health. Bloomington, IN: Authorhouse.
Clowndoctor-Interventionen:
Rote Nasen Clowdoctors: https://www.rotenasen.at/unsere-clowns/clownteam/
Comedy & Satire:
ORF-Mediathek: https://tvthek.orf.at/profiles/genre/Comedy-Satire/2703835
ORF kulturMontag – Humor in der Krise: https://tv.orf.at/groups/kultur/mgr/274454/