Auf den zeithistorischen Spuren eines bemerkenswerten Mannes…
Im Jahr 2019 haben wir, die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, gemeinsam mit der Marktgemeinde Obdach im obersteirischen Zirbenland ein beachtliches Gedenk- und Erinnerungsprojekt umsetzen dürfen. Im Rahmen des obersteirischen Netzwerkprojektes „Menschenrechte und Demokratie als gelebte Alltagskultur” haben sich Gemeindevertreter/innen, ortsansässige Historiker/innen, Jugendliche und Pensionist/innen auf eine zeithistorische Spurensuche nach dem Obdacher Widerstandskämpfer und Friedensaktivisten Karl Namestnik begeben. Im Rahmen dieser Spurensuche beschäftigen sich die Schüler/innen der 3a-Klasse der NMS Obdach in mehreren ARGE-Workshops mit den Themen Menschenrechte und Demokratie, Krieg und Frieden sowie Freiheit und Gerechtigkeit. Sie führten Interviews mit Zeitzeug/innen am Obdacher Markt, recherchierten in Privatarchiven und erarbeiteten schließlich eigenständig einen Film zur Biografie Karl Namestnik´s. “Wahrheitssucher und Friedensstifter” – so der Titel des Meisterwerks aus jugendlicher Hand, das neben seinem dokumentarischen Charakter vor allem eines veranschaulicht: die hohe Bedeutung von Werthaltungen für die Wahrung des Friedens und der Menschenrechte.
Hier geht’s zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=TZDiIK4ryXk&feature=youtu.be
Zur Person Karl Namestnik (1893 – 1977)
Der im Jahr 1893 im slowenischen Marburg geborene Karl Namestnik war Direktor der Prethalschule bei Obdach, begnadeter Zitherspieler, Erfinder der „Wasserski“ und ein weitläufig bekannter „Spinner“ in der Marktgemeinde Obdach, dessen „Friedenswahn“ zeit seines Lebens niemand ernst nehmen wollte. Nachdem der einst glühende Anhänger der Monarchie im Ersten Weltkrieg als Elitesoldat an der Front gekämpft und schwere Traumata davongetragen hatte, verweigerte er – politisch desillusioniert und menschlich sensibilisiert – den Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg und kam durch Kriegsdienstverweigerung und diverse Friedensaktivitäten (Beispiel: Versand von Friedenpostkarten an Adolf Hitler sowie an 16 weitere Staatschefs in ganz Europa) in Festungshaft in Salzburg sowie später in das Konzentrationslager Dachau. Nachdem der gläubige Christ und feinsinnige Denker all diese Martyrien überlebt hatte, beschloss er, den Rest seines Lebens dem Frieden zu widmen. So verfasste er zahlreiche Friedensgedichte, schuf Friedensräder aus Holz und brachte diese an öffentlichen Plätzen in Obdach an, transportierte eine Pietà auf den Zirbitzkogel, schrieb ein Friedens-Ave-Maria und unternahm mehrere Wallfahrten – sogenannte „Friedensbußgänge“ – nach Lourdes, Rom sowie andere Orte. Im Jahr 1977 starb Karl Namestnik, seine Frau Maria und er sind auf dem Obdacher Friedhof beerdigt.
Werthaltungen zur Wahrung des Friedens und der Menschenrechte
Am heutigen 10.Dezember 2019 feiern wir den „Tag der Menschenrechte“ als Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Wir als Menschenrechts- und Demokratieorganisation ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, die wir uns täglich im Rahmen unserer Beratungen, Bildungsangebote und Projekte in der gesamten Steiermark mit Menschenrechtsbildung befassen, haben uns zum diesjährigen Tag der Menschenrechte vor allem eine Frage gestellt: „Was braucht es zur Wahrung von Frieden und Menschenrechten?“ Eine Antwort darauf lieferte uns die Auseinandersetzung mit der Biografie Karl Namestniks. Wir fassen die Antwort hiermit zusammen: es braucht Werthaltungen! Werthaltungen, wie sie dieser bemerkenswerte „Wahrheitssucher und Friedensstifter” seinerzeit vorgelebt hat und wie sie viele weitere – hoffentlich noch viel mehr – Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft auch heute vorleben. Auf einen denkwürdigen Tag der Menschenrechte 2019!