Gastkommentar von Mag.a Iur. Sarah Ducellari
In den letzten Jahren sind Austauschprogramme für SchülerInnen zwischen 15 und 18 Jahren immer beliebter und bekannter geworden. Es gibt viele mögliche Varianten für derartige Aufenthalte im Ausland. Die Palette reicht von 2-wöchigen Sprachkursen bei denen man zwar bei einer Familie des Gastlandes lebt, die Dauer jedoch für eine „wahre Austauscherfahrung“ etwas zu kurz ist, bis hin zu einjährigen Aufenthalten.
Interkultureller Austausch
In diesem Beitrag möchte ich mich dem interkulturellen Austausch der mindestens 1 Schulsemester und maximal 1 Schuljahr dauert widmen. Zuerst beginne ich mit der Definition des interkulturellen Austausches und warum diese Differenzierung bzw. dezidierte Bezeichnung von Relevanz ist. Dies erkläre ich mit Bezug auf das interkulturelle Austauschprogramm „Youth for Understanding“ aus der Sicht einer ehemaligen Austauschschülerin und Volontärin.
Interkultureller Austausch bedeutet, dass man sich nicht nur in die Sprache des Gastlandes einfindet, diese sprechen, schreiben und lesen versteht (hierfür würde ein Sprachkurs ebenfalls genügen), sondern man sich durch den Aufenthalt die Scherze, dazugehörigen Gesten und Mimiken aneignet. Man lernt eine Kultur kennen – möglicherweise eine die so ganz anders ist als die Eigene – und vor allem lernt man sie zu verstehen und zu fühlen. Man taucht ganz ein und kehrt nach Hause mit einer zweiten Identität: der des Auslandes und vereint diese nun in sich. Man ist (wenn man das Beispiel Österreich nennt) ein Österreicher, aber auch ein kleines bisschen ______ (füge beliebige Landeszugehörigkeit ein).
Ein Vergleich: Österreich – Afrika
Hier ein Beispiel: in Österreich halten wir von unserem Gegenüber etwa eine halbe Armlänge Abstand, wenn wir uns mit einer Person, die nicht unserem näheren Umfeld angehört sprechen. Man nehme nun einen Park mit mehreren Sitzbänken. Eine Person sitzt bereits auf einer Bank. In Österreich würde sich der nächste Parkbesucher dann auf eine weit entfernte Sitzbank setzen – ein Zeichen der Höflichkeit. Die Person die bereits auf einer Bank saß wird nicht ihrer Komfortzone und „persönlichen Blase“ belästigt. In Afrika ist die Situation umgekehrt. Dort wäre eine solche Sitzaufteilung völlig unangebracht. Wenn eine Person bereits an einem Ort alleine sitzt ist es Sitte sich zu der dort allein sitzenden Person zu gesellen. Die österreichische Art würde als grober Faux Pas angesehen werden; genauso umgekehrt. Setze man sich in Österreich direkt neben eine Person die alleine sitzt würde das möglicherweise Bedrängnis und Unwohlsein hervorrufen. Dieses, ist eines von unzähligen Beispielen, die kulturelle Unterschiede aufzeigen (sollen) und uns darauf hinweisen dass es hier kein richtig oder falsch gibt, sondern nur unterschiedliche Sichtweisen und es gilt diese zu beachten und zu verstehen um ein reibungsloses Miteinander zu gewährleisten.
Mehrwert
Die Fähigkeit, Situationen im Alltag aus differenzierten Blickwinkeln zu betrachten erlernt man am Besten im jugendlichen Alter. Aus Jugendlichen die einen interkulturellen Austausch absolviert haben werden Erwachsene die sowohl im Privat- wie auch Berufsleben Werkzeuge auf ihren Lebensweg mitbekommen haben um Brücken zu bauen, Missverständnisse zu erkennen und aufzuklären und mit mehr Weltoffenheit und Toleranz durchs Leben gehen, als jene die in keinem anderen Teil der Welt gelebt haben.
Mag.a Iur. Sarah Ducellari
Weiterführende Links:
https://colouredglasses.yfu.at