Gemeinsam stark – Konfliktmanagement step by step

Ich habe mich verliebt. Nein, nicht so wie Sie denken.

Ich habe mich verliebt in ein Mädchen, das beim Reden über Schimpfwörter und unsichtbare Wunden Tränen in den Augen hat. Weil sie sich an den Schmerz erinnert, den sie gespürt hat, als sie jemand verspottet und sich nie dafür entschuldigt hat.

 

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Ich habe mich verliebt in Lehrerinnen, die begeistert mitgemacht haben bei Körperübungen, die einen stark machen. Damit man es nicht nötig hat, andere klein zu machen. Sicherer Stand, Kraft in der Mitte, offenes Herz, Verbindung in den Himmel, groß werden. Atmen und sich spüren. Lehrerinnen, die so authentisches Vorbild für ihre Schützlinge sind.

Ich habe mich verliebt in Jungs, die sich nach einem Workshop über Konfliktmanagement trotzdem in die Haare kriegen. Weil ein Turnbeutel dem anderen ins Gesicht fliegt. „Unabsichtlich“. Und die sich dann beide unter Tränen beieinander entschuldigen. Gelebte Praxis, die mich berührt hat.

Ja, an gleich drei Workshoptagen in einer südsteirischen Volksschule ging es um Konfliktmanagement. Zwei erste und zwei zweite Klassen haben den Streit meiner quirligen Handpuppen geschlichtet und die Kraft einer Entschuldigung nachgespielt. Sie haben Teamaufgaben gelöst und Fairness erspürt. Sie haben Geschichten über ausgegrenzte SchülerInnen gelauscht und gemeinsam Lösungen gefunden, wie man helfen kann.  Und sie haben sich Komplimente und liebe Worte geschenkt – in einer „warmen Dusche“.

 

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Richtigen Umgang mit Konflikten wünschen wir Großen uns auch. Mehr denn je. Und so beginnt unsere Aufgabe damit, Kinder schon im zarten Alter an ein gesundes Selbstwertgefühl heranzuführen und ihnen die Kraft einer starken Gemeinschaft deutlich zu machen.

Einzelne Workshops in den Schulen wirken manchmal wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aber viele solche Tropfen können eine Menge bewirken. Wenn dann die PädagogInnen die Ideen mittragen und aufnehmen, und es die oft knappen Zeitressourcen im Unterricht zulassen, ist ungleich viel mehr möglich!

 

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Ja, ich bin verliebt in Menschen, die sich öffnen und sich und anderen Veränderung erlauben. Veränderung und Wachstum, mit Geduld und Zuwendung begleitet.

Sind Sie auch verliebt?

 

Mag. Dr. Annette Wallisch-Tomasch ist Referentin der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus und Psychologin in freier Praxis, www.wallisch-tomasch.at