Die Fluchtbewegungen der letzten Jahre und die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft machen Integration und Stereotyp-Abbau zu unbestreitbar wichtigen Unternehmungen. Vor allem Jugendliche, jene die entscheiden wie sich diese Gesellschaft entwickelt, haben ein Recht auf unabhängige Aufklärung und Informationen aus erster Hand. Um Schüler_innen dies zu bieten haben wir, eine Gruppe aus Studierenden und Asylwerber_innen bzw. Asylberechtigten, vor drei Jahren das Projekt „Genauer Hinschauen“ auf die Beine gestellt. Unsere Erkenntnis: der zweite Blick, ein Gespräch auf Augenhöhe, das aktive Hinschauen- lohnt sich.
Um „Genauer Hinschauen“ zu können bietet unser Team, bestehend aus zwei Kulturanthropologie- Studentinnen, einer Lehramts- Studentin, einer Rechtswissenschaften- Studierenden, zwei Psychologie- Studenten und einer Pädagogik-Studentin, eine umfangreiche Mixtur aus Aufklärung und Spaß an. Dazu gestaltet je ein_e Vortagende_r zusammen mit einem Menschen mit Fluchthintergrund (vorrangig aus Syrien, Irak, Iran oder Afghanistan) einen Workshop von mindestens drei Schulstunden rund um das Thema Migration und Flucht.
Bei einer Präsentation sollen Begriffe erläutert, Rechtslagen aufgezeigt, finanzielle Situationen besprochen und fundierte Daten gezeigt werden. Des Weiteren wird anhand eines spielerischen, sozialpsychologischen Experiments zusammen mit den Schüler_innen das Entstehen und Funktionieren von Stereotypen und Gerüchten aufgezeigt. Das Thema Fake-News und Internethetze wird in diesem Abschnitt zusätzlich besprochen. Dann soll anhand eines Einzelschicksals durch den anwesenden Geflüchteten besprochen werden was mögliche Fluchtgründe sind und welche emotionalen und psychischen Aspekte eine Flucht und der Prozess der Integration mit sich bringen können. Am Ende haben die Schüler_innen die Chance anonym Fragen zu stellen. Dabei wird explizit aufgefordert in aller Unverblümtheit und Ehrlichkeit Ängsten, Sorgen und Gedanken Raum zu geben, um anschließend jede Frage und Unklarheit sachlich zu diskutieren.
Das ganze Programm wird sehr interaktiv gestaltet und kann stets individuell auf die Interessen der Klasse oder der Schule angepasst werden. Wichtig ist uns dabei, dass das Ganze in einem lockeren Rahmen stattfindet, indem jede Meinung seinen Platz findet. Und weil wir selbst noch vor nicht allzu langer Zeit mit großen Augen und Schweiß auf der Stirn in unser Mathematik Buch gestarrt haben, finden wir meistens einen guten, natürlichen und lebhaften Zugang zu den Schüler_innen.
„Genauer Hinschauen“ lohnt sich!