Der Reiz der Human Rights

 Das Human-Rights-Festival aus der Sicht des Publikums

Eintrittskarte

Rund 750 Jugendliche und 50 Ehrengäste sicherten sich eine Karte für das 13. Human Rights

Es ist kurz vor neun und der Eingangsraum der Kammersäle füllt sich langsam. Eine Schulklasse nach der anderen trudelt ein, viele sehen sich neugierig um, die meisten gähnen noch etwas verschlafen und machen es sich erst einmal auf den großen Stufen bequem. Die bereits Fitten sind schon – passend zur aktuellen EM – am Kicken auf einem der Mini-Fußballfelder, die direkt neben der Garderobe platziert wurden, oder machen beim Quiz-Gewinnspiel mit.

Gewinnspiel

Wer erkennt die Menschenrechtsaktivist_innen und erhält damit die Chance auf tolle Sachpreise wie Spiele, Fitnessgutscheine, Sportbekleidung, stylische Taschen oder einen Eintritt in den Wiki-Kletterpark?

Die Frage, was sie denn so vom Human Rights Festival erwarten, beantworten die Schüler großteils sehr pragmatisch.

„Was ich mir erwarte? Na, dass es einfach gut wird!“
„Gute Musik, gute Shows.“

Mit beidem kann der erste Show Act schon einmal punkten: Während die Aufwärmtänze von Mr. Moveit! anfangs noch mit wenig Begeisterung aufgenommen wurden – das Vom-Sessel-Aufstehen hat Schwierigkeiten gemacht, und die noch steifen Gelenke dann auch noch im Rhythmus zu bewegen, geschweige denn die Muskeln anzuspannen schien schier unmöglich -, schafften es die beiden vermutlich Jüngsten im Raum doch noch, das Eis zu brechen: Nach zwei eher unmotiviert nachgeahmten Tänzen, fragte Mr. MOVEit!, ob denn nicht irgendjemand Lust habe, zu ihm auf die Bühne zu kommen. Und siehe da: Marcel und Marco, ungefähr ein bis zwei Köpfe kleiner als alle anderen im Saal, ließen sich von den hunderten Menschen im Publikum nicht einschüchtern.

Munter sprangen sie an Mr. MOVEit!s Seite herum, und wer hätte das gedacht?: Einen Tanz später waren schon ungefähr zwanzig andere Schüler mit auf der Bühne, und es wurden immer mehr, bis die Hälfte des Saals an der Seite des „Meisters“ tanzte – trotz der frühen Stunde.

Masara

MrMoveit motiviert das Publikum zu einem gemeinsamen Auftritt!

Woran sich nach dem Festival auch noch viele erinnern konnten, war der Auftritt Lukas Plöchl aka WENDJA. Mit seinen teils sozialkritischen Texten und der doch sehr lauten Musik hat er zwar nicht jedermanns Geschmack getroffen, aber dennoch wurden Feuerzeuge geschwungen und es wurde getanzt und geklatscht. Vor allem beim Refrain von „Mut zur Hässlichkeit“ haben alle bereitwillig mitgesungen.

„Das ist einfach ein Thema, mit dem sich jeder irgendwann einmal auseinandersetzt, oder? Das eigene Aussehen und wie man es verändert, damit man allen anderen gefällt.“

Genau das Gegenteil von Wendjas lautem, energiegeladenem Auftritt war wohl das Interview mit Kira Grünberg. Jeder hatte von der verunglückten und seither an den Rollstuhl gefesselten Leichtathletin schon so viel gehört, dass es ziemlich aufregend erschien, sie einmal persönlich zu treffen und ihre Geschichte noch einmal von ihr selbst erzählt zu bekommen. Das war vermutlich die einzige Zeit, in der es annähernd still im Publikum war und alle einfach nur zugehört haben.

Kira

Sehr emotional waren die Worte von Kira Grünberg – das Publikum fühlt

Zwar wurde auch beim Kabarettisten Clemens Maria Schreiner aufmerksam gelauscht, aber diese Stille ist doch immer wieder von Lachern unterbrochen worden. Bei den Giants waren es eher die kleinen ängstlichen Aufschreie, sobald eine der jungen Cheerleaderinnen wieder einmal Purzelbäume durch die Luft schlug.

Auf die Frage hin, woran sie sich noch von den Schulklassenpräsentationen erinnern können, haben sich die Schüler erst einmal etwas ratlos angesehen und mussten dann lachen.

„Könnt Ihr Euch an gar nichts mehr erinnern?“

„Doch, doch, natürlich. Da gab’s dieses Lied… ’Schau nicht weg’, glaube ich.“

„Ja, genau! Und eine Klasse hat so einen Tanz gemeinsam mit Flüchtlingen aufgeführt. Und eine hatte das Video über Vorurteile…“

Na also, ist ja doch etwas hängen geblieben. Obwohl einen die Chance, Thorsteinn Einarsson live zu sehen, natürlich einiges andere vergessen lässt…

Handyfoto Auftritt

Live erlebt und gleich geteilt – der Auftritt von Thorsteinn Einarsson begeisterte alle Festivalbesucher_

Unsere gemütlichen Kammersäle hätten genauso gut das Ernst-Happel-Stadion in Wien sein können – bei Thorsteinns Auftritt sind praktisch alle ganz vorne vor der Bühne gestanden, haben getanzt und gekreischt und bei den bekanntesten Hits natürlich fleißig mitgesungen. Die Stimmung war einmalig – was auch viele Schüler nach dem Festival, noch halb außer Atem, bestätigt haben.

Was mich persönlich sehr gefreut und berührt hat, war, dass ich im Publikum auf eine kleine Gruppe junger syrischer Flüchtlinge gestoßen bin, die mir mit dem Deutsch, das sie bis jetzt in Österreich gelernt haben, bereits sagen konnten, dass ihnen das Festival sehr gut gefallen hat.

Und für nächstes Jahr haben wir den Vorschlag bekommen, Diskussionsgruppen oder Ähnliches zu bilden, um die Schüler aktiver in die Thematik einzubinden. Zeigt das nicht am allerbesten, dass es einem „reizvollen“ Festival gelingt, Interesse und Begeisterung für die „Human Rights“ zu erwecken.

Anna Bartens, geboren am 10. Juni 2000, besucht zur Zeit die 6. Klasse des
BG/BRG Kirchengasse. Sie spielt schon das sechste Jahr im TaO (Theater am
Ortweinplatz) und war bei der 4. Steirischen Jugendstudie dabei.

Das Human Rights Festival aus der Sicht einer jungen Redakteurin

All you need is love

MrMoveit holte Jugendliche zu sich auf die Bühne, um gemeinsam für die Menschrechte zu “rocken”

Am 29. Juni war es nun also soweit, das 13. Human Rights Festival fand in den Kammersäalen statt. Neben den hochkarätigen Acts von Lukas Plöchl und Thorsten Einarsson kamen aber auch die wichtigsten Gäste nicht zu kurz. Die Schulklassen, aus Schulen verteilt in der ganzen Steiermark, durften ihre Projekte präsentieren.

Mit “Fields of Gold”, gesungen von der HLW Sozialmanagement aus Graz, wurden die Präsentationen begonnen. Ein sehr bewusst gewählter Song war das. Nicht nur ,weil er “schön” ist, nein auch, weil Sting, der Verfasser des Welthits, sich aktiv für die Menschenrechte eingesetzt hat.

Bunt durchgemischt waren die Projekte, keines glich dem anderen. So begeisterte auch die NMS Kaindorf, das wohl die zwei größten Unterschiede geschafft hat zu vereinen. Volkstanzen, eine der Traditionen der besonders alten Art und Flüchtlinge, die erst vor kurzem in Österreich eine neue Heimat gefunden haben. Die SchülerInnen tanzten die traditionellen Schritte gemeinsam mit einigen geflüchteten Menschen. Eines war dabei nicht zu übersehen, der Spaß und die Freude, die auf der Bühne entstand. So schnell geht es, zwei so unterschiedliche Kulturen voll und ganz zu vereinen. “Uns war es wichtig, das Bodenständige des Volkstanzes mit der Weltoffenheit der Flüchtlinge zu vereinen. Nur so kann man Kulturen nachhalti verbinden”, erzählte mir ein Schüler  nach dem erfolgreichen Auftritt.

Tanz

Tanz verbindet – Jugendliche der NMS Kaindorf tanzen mit Flüchtlingen in Dirndl und Lederhosen

Die HLW Leoben wählte eine ganz andere Zugangsform. Mit drei kurzen Filmen, die alle in völliger Eigenregie entstanden sind, untermauerten die Aussage: “Gib Vorurteilen keine Chance”. Tobias und Cevin, die maßgeblich am Entstehen der Werke beteiligt waren, betonten in einem kurzen Gespräch danach, wie sehr sie es wertschätzen, dass wir in einem andern Land leben, in dem die Menschenrechte Grundrechte sind und auch eingehlaten werden. “Mensch ist Mensch, und alle sind gleich, für uns gibt es da keinen Unterschied”, erzählten sie begeistert.

Vielen der jungen Mesnchen am Festival war anzumerken, dass sie sich gerne für die Menschenrechte engagieren, jedoch wurde auch deutlich, dass noch viel in diese Richtung getan werden muss. Auch wenn die Menschenrechte Grundrechte sind, ist es wichtig, sie zu kenn und vor allem, sich für diese stark zu machen.

Judith Waltl ist 19. Jahre alt und ist momentan Maturantin an der HLW Sozialmanagement. Sie arbeitet als hauptamtliche Mitarbeiterin in einem Frauenflüchtlingsquartier der Caritas Steiermark und ist in der Regionalflüchtlingsbetreung tätig.