Von Zeitungen, bunten Farben und der Jugend von heute

 

Zeitung lesen – noch so eine Sache, zu der man in der Schule immer wieder aufgefordert wird und die ganz offensichtlich eine tägliche Selbstverständlichkeit für viele Menschen in unseren Breitengraden ist. Klappt man diese auf, poltern einem sofort die wichtigsten und brandneuesten Themen der Welt entgegen und vor allem im Moment scheint jedes zweite Wort „Flüchtling“ oder „Krise“ zu sein.

Ja, beschwingt und voller Freude verlässt man die Morgenlektüre zurzeit selten. Schon lange weiß niemand mehr, wer gegen wen ist, was genau Europa eigentlich bedeutet und was zur Hölle, man jetzt selbst, vor allem als Jugendlicher, denken oder tun sollte. Die Situation scheint immer auswegloser und verheerender zu werden und wenn man es tatsächlich über den dritten Bericht hinweg schafft, hört man die Depression quasi an die Tür klopfen. Eigentlich ganz logisch, dass da viele junge Leute lieber Fotos von Essen liken und anstatt sich eine eigene Meinung (die in Zeiten von Sozialen Medien natürlich ein Muss ist) über die derzeitige Situation in unserer Welt zu bilden, verstummen und ungewollt oder aus Angst eine „falsche“ Meinung zu vertreten, somit das Bild der uninteressierten  Jugend von heute noch mal so richtig rot und fett unterstreichen.

Man muss natürlich ehrlich sein. Ja, es gab schon bessere und einfachere Zeiten und auch die junge Generation hat nicht die passende Lösung parat. Doch aufgepasst: Es passiert neben all dem Grauen und Zäune Aufstellen auch sehr viel Gutes in unserem Land. Man muss sich nur mal umsehen. Zwischen den großen Katastrophenberichten in der Zeitung, in der kleinen Seitenstraße der Großstadt und auf den weniger populären Seiten des sozialen Mediums seines Vertrauens. Vor allem viele junge Menschen stellen großartige Projekte auf die Beine um Flüchtlingen zu helfen und auch wenn es nur sehr kleine Schritte sind, steuern wir so, langsam aber sicher, auf die Integration zu, von der alle reden. Die Welt, die uns in Zeitung, Fernsehen und Co. als dunkelgrau bis tiefschwarz beschrieben ist, hat in der Realität nämlich doch ein paar bunte Farbklekse. Es ist einfacher und oftmals sicher auch sinnvoll die Welt in schwarz und weiß zu unterteilen, manchmal vergessen wir dabei jedoch all die anderen Farben des Spektrums, die das Leben für uns bereit hält und auch all die anderen, uns vielleicht unbekannten Farben, die jeder Flüchtling der nach Österreich kommt, mitbringt.

Wie so oft, haben die Lehrer also doch recht. Ja, lest Zeitung, informiert euch, bildet euch eine Meinung! Lasst euch nicht einschüchtern oder runterziehen, von all dem Großen, sondern versucht einfach ein bisschen, voller jugendlichem Elan (den wir mit Sicherheit alle haben, der aber hin und wieder unter den Gewandbergen in unseren Zimmern verschwindet) bei den vielen kleinen Sachen anzupacken. Es gibt keine eindeutigen Lösungen, genauso wenig gibt es aber falsche Meinungen und auch wenn wir die Welt wohl nicht von heute auf morgen neugestalten können, gibt es eine Menge an Möglichkeiten in der offline Welt, vielleicht sogar direkt vor unserer Haustüre, zu helfen. Laufend entstehen neue Projekte, Aktionen und Ideen und auch wenn man am Ende des Tages nur einem einzigen Menschen ein wenig geholfen hat, erreicht man damit mehr als jeder der nur von der Morgenzeitung aufsteht und über die katastrophale derzeitige Lage in unserer Welt schimpft. Es gilt, das Bild zurechtzurücken: Wir jungen Leute sind sicher viel, aber mit Sicherheit nicht uninteressiert und die Welt ist, jetzt wohl mehr denn eh und je, kunterbunt!

Romana Lührmann, 19 Jahre