In Zeiten wie diesen bestimmen Schlagzeilen über Flüchtlinge unseren Alltag, verschiedenste Meinungen zum Thema Asyl und Migration werden laut. Eine der wichtigsten Grundlagen für ein Zusammenleben in Vielfalt ist interkulturelle Kompetenz – doch woher kommt dieser Ansatz?
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Psychoanalyse geboren, eine schon längst nötig gewesene Auseinandersetzung mit dem Innenleben des Menschen. Die Erkenntnis, dass nicht nur der Körper an Schmerzen leiden kann, wurde nach langem Kampf erster VorreiterInnen wie Freud, Jung, Adler u.a. endlich akzeptiert.
Und mit der Entwicklung der Psychoanalyse, der Untersuchung der Seele wuchs auch der Wunsch, Kommunikationsmechanismen des Menschen zu verstehen: Wie transportiere ich Anliegen meiner Seele an mein Gegenüber, wie nimmt das Gegenüber diese Botschaften auf? Wie überbrücke ich effizient die Kluft der Sprache, der Sozialisation, der unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründe?
Circa 100 Jahre danach kam die Globalisierung, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Kultur und die soziale Identität beeinflusste. In diesem Rahmen wurden neue Wege und neue Arten der Kommunikation ermöglicht (wie Facebook, Twitter usw.), Distanzen zwischen Ländern und Menschen verringerten sich (man denke nur an das World Wide Web) und die Mobilität stieg (siehe Flüge Wien – Peking, fünf Mal pro Woche usw.).
Mit der Zeit wurde der Menschheit klar, dass die Entwicklung von interkultureller Kompetenz die Voraussetzung ist, damit gesellschaftliche Beziehungen funktionieren und multikulturelle Gesellschaften möglichst ohne Probleme existieren, friedlich zusammenleben und voneinander profitieren können, solange wir in einem „Global Village“ leben. Heutzutage, im Jahr 2015, gibt es eine Unzahl an Büchern und Studien zum Thema interkulturelle Kompetenz – es ist ein Modebegriff geworden: ein Feld, das Chancen für kreativen und bereichernden Austausch bietet, aber auch eine Vielzahl von Missverständnissen und Fehldeutungen von Botschaften thematisiert, die ein Mensch der einen Kultur einem Menschen der anderen Kultur übermitteln möchte.
Unter interkultureller Kompetenz versteht man die Auseinandersetzung eines ordnungsgemäßen Umgangs von Menschen verschiedener Kulturen, den Versuch Mauern der Vorurteile und der Unwissenheit niederzureißen, mit dem Ziel ein besseres Miteinander multikultureller Gruppen zu schaffen (vgl. Roche, Jörg (2001): Interkulturelle Sprachdidaktik, Gunther Narr Verlag, S. 3)
Oftmals glaubt der/die weitgereiste Tourist/in, wenn er/sie ein fremdes Land besucht hat oder der/die tüchtige Lernende, der/die gerade das Niveau B1 auf Spanisch absolviert hat und immer die Hausübungen ohne Fehler erledigt, dass er/sie sich damit auch das ultimative Wissen über die dazugehörige Landeskultur angeeignet hat, mit all ihren Facetten und Feinheiten – dem ist natürlich nicht so. Ein paar auswendig gelernte Sätze in einer Fremdsprache von der ReiseleiterIn oder Lehrenden aufgeschnappt, sind noch kein Garant für ein interkulturelles Verstehen (vgl. Roche, Jörg (2001): Interkulturelle Sprachdidaktik, Gunther Narr Verlag, S. 4).
Eines der Kernanliegen der ARGE Jugend besteht in der Vermittlung interkultureller Kompetenz. Neben der Projektarbeit zum Thema verfügen wir über ein breites Weiterbildungsangebot rund um die Themen Diversity, Migration und Antirassismus mit TopreferentInnen. Kontaktieren Sie uns unverbindlich für ein passgenaues Angebot unter graz@argejugend.at oder bruck@argejugend.at!
M. K. und B. A.