„Wir sparen froh, mit Sparefroh!“
Mit diesem an sich vernünftigen Motto bin ich seit Kindesbeinen an aufgewachsen. Schon als Volksschulkinder bekamen wir eine Sparbüchse, ein Sparbücherl und den Sparefroh mit Dreiecksmütze rund um den Weltspartag. Mittlerweile hat sich der Sparefroh jedoch zu einem godzillagleichen neoliberalen Gruselmonster in ganz Europa entwickelt, der dem Mittelstand und den kleinen Leuten alles abspart vom Mund, um es dem europäischen Millionärs- und Milliardärsklub in den gierigen Rachen zu werfen.
Für die Superreichen Europas ist der Sparefroh längst zum Wucherfroh mutiert, der vor allem die öffentlichen Haushalte abräumt, um sie an den europäischen Millionärsklub weiterzureichen, die dadurch weiter reicher werden. Der Sparefroh lebt heute weniger in Volksschulklassen, sondern viel lieber in Steuerparadiesen und Steueroasen, wo er meist inkognito an der Errichtung von Geld- und Goldbergen eifrigst mitarbeitet. Der neoliberale Sparefroh hat sich längst zum „verkehrten Robin Hood“ verwandelt, der nicht in Sherwood-Forest, sondern im Shareholder Forest sein Umverteilungsprojekt „Millionäre zuerst“ nach dem Motto betreibt: Take from the poor and give to the rich!“ Die Finanzminister der Eurozone diskutierten am Rande der Beratungen über Griechenland, ob man nach der Europaflagge und der Europahymne daher nicht den Sparefroh zum Wappentier Europas machen sollte. Denn dieser sei ja in allen Gemeinden, Regionen und Staaten der EU daheim, gehöre überall dazu und sei längst zum Dauergast in den Regierungsstuben und Parlamenten geworden.
Gastspiel des Sparefroh im Grazer Landhaus
Aktuell gibt der Sparefroh sein alljährliches Gastspiel im Grazer Landhaus und in der Grazer Burg. Das Land Steiermark müsse – so der Sparefroh – in seinem Klassiker „Downsizen der öffentlichen Hand. Eine Tragikomödie“ auch wieder mitspielen nach dem Motto: „Leitln, des Sporn is´ a steirischer Brauch, hollodaro!“ Finanzlandesrat und LH-Stv. Mag. Michael Schickhofer ist ORF online zufolge auf der Suche nach Einsparungspotenzialen. Dabei wolle er beispielsweise bei den Förderungen ansetzen: „Jetzt muss man einfach in allen Förderbereichen, ob das die Energie, der Wohnbau oder andere sind, überlegen, ob wir unser Förderziel so am besten erreichen, wie es derzeit vorgesehen ist,“ so Schickhofer im ORF-Interview.
Sie müssen dabei sein, ob Sie wollen oder nicht!
Das Geniale des Gastspiels des Sparefroh in der Steiermark: Sie brauchen keine Karten zu reservieren! Sie müssen nämlich ohnedies bei den Theaterstücken des Sparefroh mitspielen, ob Sie wollen oder nicht. Sie werden für das Gastspiel des Sparefroh in jedem Falle zahlen, ob Sie wollen oder nicht! Das dürfen Sie nicht verpassen, weil Sie es gar nicht verpassen können! Denn Sie müssen einfach dabei sein! Christian Ehetreiber, Dauerabonnent und Sponsor der „Sparefroh-Festspiele“ seit Jahrzehnten
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