Zeugnisse des Grauens. Darstellungen des Ersten Weltkriegs im Werk von Otto Dix

zum Weiterlesen:

Mit der Wahl des Bildtypus Triptychon griff Otto Dix auf die christliche Bildtradition zurück. Dem komplexen Format wohnt eine gewisse Überhöhungsfunktion inne, und auch wenn im 20. Jahrhundert meist weltliche Inhalte dargestellt wurden, ist der Bezug zum christlichen Kultbild nicht zu leugnen. Durch den bewussten Rückgriff auf das traditionelle Format wird einerseits die deutliche Ablehnung des Krieges ausgedrückt, andererseits erlaubt die Darstellung aber auch eine Interpretation in christlichem Sinne. Denn es liegt nahe, die vier Darstellungen des Triptychons als Leidensgeschichte Christi zu deuten. Allgemein kann festgehalten werden, dass – im Gegensatz zum traditionellen Kultbild – im 20. Jahrhundert nicht mehr die Funktion der Duldsamkeit im Vordergrund stand, sondern die Triptychen nun vielmehr als Aufforderung zum Handeln verstanden werden wollten. In vielen Fällen lag die Intention der Künstler darin, in ihren Triptychen eine Mahnung oder einen Protest gegen die damaligen gesellschaftlichen Zustände aufzuzeigen. Eine solche Aufgabe schrieb auch Otto Dix seinem Werk zu: „Es sollte in einem Bunker inmitten des großstädtischen Treibens Aufstellung finden, um die Vergesslichen zu mahnen und zu warnen.“

Quellen:
Furtmüller, Corinna, Das Triptychon im 20. Jahrhundert als Reaktion auf politische Geschehnisse, Diplomarbeit, Graz 2010, 30-51

 

Weiterführender Link:
Anlässlich des 100-jährigen Gedenkens des Ersten Weltkriegs zeigt das Kunstmuseum Stuttgart die Mappe »Der Krieg« von Otto Dix
http://www.kunstmuseum-stuttgart.de/index.php?site=Ausstellungen;Aktuell&id=80&bereich=100_Jahre_Ers#