In Graz braucht niemand zu hungern, zu frieren oder obdachlos zu sein

Bürgermeisterstellvertreterin Dr.in Martina Schröck im Gespräch mit Mag.a Martina Mauthner (Auszug!)

Worin bestehen die Ihrer Einschätzung nach gravierendsten Differenzen zwischen dem Bedarf (Minimierung von Jugendarbeitslosigkeit) und dem vorhandenen Angebot (an Lehrstellen; an Arbeitsplätzen auf dem 1. oder 2. Arbeitsmarkt; an Zugang zu und Verfügbarkeit von Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen?)

Die größte Kluft besteht zwischen den 400 bis 500 Lehrstellensuchenden und den Unternehmen, die sagen, dass sie für ihre Lehrstellen niemanden mit der entsprechenden Qualifikation finden.
Wir haben einen Bedarf von 5000 Stellen im technischen Bereich, und dieser muss mit dem vorhandenen Potenzial abgedeckt werden. Im Bereich der technischen Berufe schauen wir in Kooperation mit der TU, den FHs, dem Girls Day und Mafalda, dass wir Frauen zeigen, dass sie auch erwünscht sind in solchen Berufen. Viele Unternehmen wünschen sich mehr Frauen, da diese meistens auch noch andere Kompetenzen mitbringen als Männer – und damit gesamt – mit Männern und Frauen – für die Abdeckung eines breiteren Spektrums gesorgt wird.

Bei der Jugendarbeitslosigkeit ist jeder einzelne arbeitslose Jugendliche einer zu viel. Gleichzeitig wird aber auch viel gemacht in dem Bereich. Die bestehende Ausbildungsgarantie müsste eigentlich jedem arbeitslosen Jugendlichen eine Perspektive eröffnen. Da können die südlichen EU-Länder, die Arbeitslosenquoten bei Jugendlichen von über 50% aufweisen, nur davon träumen. Wir haben hier viel mehr Tradition und ein breites gesellschaftliches Agreement bei der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Nur selten hört man von anderer politischer Seite, dass man arbeitsmarktpolitische Förderungen streichen soll.

 

Welche Akteurinnen und Akteure müssten (was konkret?) unternehmen, um die Umsetzung der Empfehlung „Ausbau von Sozial-, Bildungs-, und Arbeitsmarktprojekten zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit“ bzw. zur Schaffung eines bedarfsgerechten „Zugangs zu Qualifizierung wie auch zum Arbeitsmarkt“ zu verbessern?

Alle Akteure müssen endlich an einem Strang ziehen, jeder mit seiner Kompetenz. Schließlich haben Bund und Länder Steuerungsaufgaben, die ja durch die dortigen Budgets abgesichert sind! Der  Bildungsbereich liegt eindeutig in der Verantwortung des Bundes, Auftrag der Länder ist es, die Arbeitsmarktpolitik gemeinsam mit dem Bund zu koordinieren. Gemeinsam muss man schauen, dass Beschäftigungsprojekte angeboten werden, damit bei Katastrophen, wie jüngst für die Mitarbeiterinnen bei Dayli, arbeitsmarktpolitisch Netzwerke zur Verfügung stehen. Und auch die Kommunen haben aus meiner Sicht die Aufgabe, Arbeitsplätze – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – zur Verfügung zu stellen. In Graz sehe ich zum Beispiel den Magistrat und die Holding nicht nur als Dienstleister für die Grazer Bevölkerung, sondern auch als Arbeitgeber.

Das vollständige Interview erscheint im Grazer Menschenrechtsbericht 2012, der im Dezember 2012 vom Grazer Menschenrechtsbeirat herausgegeben wird.

Ch.E.