Das war die Kernbotschaft von Landesrätin Bettina Vollath an die SchülerInnen des BG/BRG Kirchengasse. „Beim Essen oder im Urlaub halten die meisten Menschen Vielfalt ganz gut aus. Aber manchmal ist für viele Menschen zu viel an Vielfalt gegeben“, so Vollath über die Sonnen- und Schattenseiten im Umgang mit Vielfalt. Die Grundfrage bestehe jedoch darin, ob wir im Bannkreis von Vorurteilen verharren oder ob wir Offenheit leben wollen. Diese Frage stand im Zentrum der bisher sechsten Etappe der Dialogtour von LR Vollath ans BG/BRG Kirchengasse, wo sich Projektgruppen der 4. und 6. Klassen in ambitioniertester Form dem Thema „Zusammenleben in Vielfalt“ widmeten.
Um sich dem umfassenden Gegenstand „Vielfalt“ anzunähern, beschritten die SchülerInne neue und durchwegs kreative Wege. So gab es zum Beispiel eine Gruppe, die einen „Döner der Vielfalt“ zubereitete. Neben den klassischen Zutaten packten die Schüler auch allerlei ungewöhnliche Zutaten, aus vielen verschiedenen Ländern, in das Fladenbrot und filmten den Herstellungsprozess. „Wir möchten zeigen, wie bunt und vielfältig Graz beim Essen ist“ erklärte einer der Schüler. Eine andere Gruppe verfasste ein Silhouettenspiel. Man weist einer Silhouette einen Menschen zu und kann anschließend das Schattenbild nach hinten klappen, um zu sehen, ob man falsch oder richtig lag. So entlarvt man die eigenen Vorurteile schnell – und das auf lustige Art und Weise. Andere Gruppen besuchten Grazer Betriebe, um dort die Vielfalt zu erkunden. Die Firmen Bicycle, Sorger, BAN und Kinderfreunde stellten sich bereits den Fragen der Jugendlichen.
SchülerInnen ergreifen das Wort
Das weitverbreitete Bild eines gleichgültigen Schülers, der nur auf die Pausenglocke wartet und unterm Schultisch mit seinem Smartphone spielt, brachen die SchülerInnen des BG/BRG Kirchengasse hemmungslos. Respektvoll im Ton, jedoch hart in der Argumentation legten die kompetenten Jugendlichen ihre kritischen Fragen auf den Tisch. Mit ebenso erfrischender Diskussionsfreude erwiderte Landesrätin Vollath in ihren Antworten die Notwendigkeit einer fairen Gestaltung des Lebens, bei dem Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und SeniorInnen die Spielregeln des Zusammenlebens auf gerechter Grundlage ausverhandeln sollten. Die Jugendlichen interessierten sich vor allem für eine gerechte Aufteilung der Kinderbetreuung in den Familien, wo ein erstaunlich breites Spektrum an Positionen vernehmbar war. Die Diskussion kreiste auch um die Frage, was sich ändern müsse, damit Frauen gleichberechtigt in Führungspositionen vordringen können. Wendelin aus der vierten Klasse berichtete dazu ein Fallbeispiel, wo ein Unternehmer einen inkompetenten Mann anstelle einer sehr kompetenten Frau mit einer Führungsposition betraute. Wendelin: „Dabei haben Frauen meiner Erfahrung nach meistens mehr Kreativität.“ LR Vollath vermerkte dazu, dass kompetente Frauen viel öfter Argumente gegen ihren eigenen Aufstieg ins Treffen führen, als dies Männer tun, die sich viel öfter in der Selbsteinschätzung als geeignet erleben.
Direktor Reinhard Gande bedankte sich im Namen seiner das Projekt betreuenden LehrerInnen Anja Reder, Clemens Binder und Georg Marschnig, Frau LR Vollath und der ARGE Jugend für die Möglichkeit der Teilnahme an diesem wichtigen Zukunftsprojekt.