Die Partisanen: Rot-weiß-rot statt Hakenkreuz

Alt-Vizebürgermeister Gerhard Niederhofer, Frau Bürgermeisterin Christine Holzweber und Frau Dir. Sigrid Günther luden namens des Museumsvereins Eisenerz ins alte Eisenerzer Rathaus zur Buchpräsentation. Heimo Halbrainer schilderte die Kampfhandlungen der Partisanengruppe Leoben-Donawitz rund um Eisenerz. Am 1.12.1944 kam es am Kollmannstock beim Winterlager der Partisanen zu einem Feuergefecht, bei dem der Widerstandskämpfer Heinrich Kohnhauser – obwohl er bereits verwundet und entwaffnet war – vom NS-Polizisten Felix Roithner ermordet wurde. Nach 1945 musste sich Roithner wegen dieses Mordes vor dem Leobner Gericht verantworten, wurde jedoch trotz der erdrückenden Belastung seitens seiner Polizeikollegen freigesprochen – ein unrühmlicher Justizskandal, den der Historiker Werner Anzenberger erst vor kurzem ans Licht bringen konnte.

Radmer: Die erste „rot-weiß-rote“ steirische Gemeinde vor dem Kriegsende

In Radmer wehte bereits am 7. Mai 1945 – also einen Tag vor Kriegsende  – die rot-weiß-rote Fahne von den Häusern, da die ÖFF sich gegen die dortigen Naziführer durchsetzen konnte. Ausgerechnet ein rot-weiß-roter Wimpel auf einer Beiwagenmaschine sollte jedoch am 9. Mai 1945 zu einer Tragödie beitragen. Die Partisanen Anton Wagner und Franz Lindmoser fuhren einen Tag nach Kriegsende mit dem rot-weiß-rot beflaggten Motorrad von Eisenerz nach Leoben, um die Verbindung mit den Leobner Kampfgefährten zu erneuern, als sie bei der Vordernberger Lorenzikirche von zurückflutenden SS-Einheiten unter Beschuss gerieten. Wagner wurde schwer verwundet, Lindmoser erlag am 10. Mai 1945 seinen Verletzungen.

Neues Erinnern als Menschenrechtsbildung

Christian Ehetreiber gab einen Rückblick auf das am 18.10.2000 gestartete Eisenerzer Gedenkprojekt „Todesmarsch Eisenstraße“, einem Musterbeispiel für eine neue Erinnerungskultur, welche die Zeitgeschichte mit Demokratie- und Menschenrechtsbildung verknüpft. Das in rund 12 Jahren Gelungene kann sich sehen lassen: Ein Jugend-Gestaltungswettbewerb mit 12 jungen Eisenerzer Projektgrupen, die Errichtung des Mahnmals am Präbichl auf Grundlage eines Entwurfs der Eisenerzer Jugend, drei wissenschaftliche Publikationen zur Regionalgeschichte während der NS-Zeit, ein Gedenkbuch beim Mahnmal mit Eintragungen aus über 40 (!) Staaten, zwei DVD-Produktionen zur Erhebung der Resonanz auf das Mahnmal in den Gemeinden der Eisenstraße und der jährlich mit Schülern durchgeführte „Lebensmarsch“ sind nur ein Auszug aus einer langen Liste einer „lebendigen und zukunftsbezogenen Erinnerungskultur“ zwischen den Donawitzer Hochöfen und dem Erzberg.

Und immer wieder faszinierende ZeitzeugInnen

Wie bereits bei den bisherigen Veranstaltungen waren auch diesmal wieder ZeitzeugInnen im Auditorium, welche den Todesmarsch mit eigenen Augen gesehen haben. Eine Zeitzeugin berichtete davon, wie die Begleitmannschaften die unterernährten Juden mit dem Gewehrkolben prügelten, ein anderer Zeitzeuge sah den Abtransport der zahlreichen Ermordeten am Tag nach dem Massaker am Präbichl. Die ZeitzeugInnen erzählten auch von den russischen und italienischen Zwangsarbeitern am Erzberg sowie von einigen positiven Erlebnissen mit sowjetischen Besatzungssoldaten. Bei allen fünf bisherigen Buchpräsentationen nahmen insgesamt 386 höchst interessierte Gäste teil, davon über 30 Gäste am 27.2.2013 im Eisenerzer Stadtmuseum. Das hohe thematische Interesse zeigte sich auch durch einen sehr guten Verkauf des Buches beim Bücherstand, der von Bernadett Füzi bzw. Eva Ehetreiber betreut wurde. Ch. E.

Presseinformation zum Buch “Die Eisenstraße 1938-1945”

Fotos der Buchpräsentationen