Der Rahmvater und die mutigen Frauen der Partisanengruppe Leoben-Donawitz

Die dritte Präsentation des Buches „Die Eisenstraße 1938 bis 1945“ – nach Graz und Leoben – führte die Herausgeber nach Trofaiach. Auf Einladung von BGM Mario Abl kamen 26 sehr interessierte Gäste in den Sepp Luschnik-Saal, darunter ZeitzeugInnen, welche den Todesmarsch entlang der Eisenstraße ebenso miterlebt haben wie den Partisanenkampf. Ein Zeitzeuge erzählte vom Partisanenstützpunkt in der Zölz in der Nähe des couragierten Rahmvaters, der den Widerstandskämpfern Unterschlupf gewährte und deswegen ins KZ kam. Ein anderer Zeitzeuge berichtete von einem SA-Mann, der den Juden des Todesmarsches bei der Leobener Moserhofwiese Kartoffeln gab und dafür von den Begleitmannschaften sofort mit dem Erschießen bedroht wurde. Eine Zeitzeugin wurde als zwölfjähriges Kind von ihrer Mutter zu ermordeten Juden in die Nähe des Eisenerzer Leopoldsteiner Sees mitgenommen: „Ich verzeihe meiner Mutter nie, dass sie mich zu diesem schrecklichen Ort mitgenommen hat!“ Ein weiterer Zeitzeuge berichtete von der Entwaffnung des Donawitzer Werkschutzes durch die Partisanen gegen Kriegsende. Die geschilderten Episoden zeigten einmal mehr, dass es immer noch ZeitzeugInnen in den steirischen Gemeinden gibt, die von „Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit“ aus eigener Erfahrung berichten können. Christian Ehetreiber, gemeinsam mit Heimo Halbrainer und Werner Anzenberger Herausgeber des Buches „Die Eisenstraße 1938 bis 1945“, lud die Trofaiacher Zeitzeugen zum Projekt „Zeitzeugen erobern Youtube“ ein, das am 4.2.2013 in Graz und am 8.2.2013 in Bruck an der Mur vorgestellt wird.

 

Archiv der Namen setzt 500 Opfern des NS-Terrors ein papierenes Denkmal

Werner Anzenberger schilderte in gewohnt beeindruckender Weise den mutigen Kampf der Partisanen um Sepp Filz, Max Muchitsch und den am Talerkogel bei Trofaiach gefallenen Silvester Heider, dem die Stadt Trofaiach – ebenso wie den mutigen Widerständlern Klara und Ludwig Krall – Straßennamen als Gedenkzeichen widmete. Mit Gleissprengungen und Feuergefechten mit den lokalen Exekutiveinheiten setzten die Partisanen ein klares Zeichen, dass das NS-Regime ab 1944 mit energischem Widerstand konfrontiert war. Anzenberger und Ehetreiber, welche die letzten überlebenden Partisanen noch persönlich befragt hatten, berichteten auch von der wichtigen Rolle der Frauen – wie etwa Christine Berger und Cilli Muchitsch – als Unterstützerinnen der Partisanen, die gefährliche Kurierdienste, Lebensmitteltransporte oder die Unterbringung von Verfolgten leisteten, was viele der Frauen in die KZs der Nazis brachte. Eine dieser Frauen stellte auch ihre Flaschenschenke Edlinger in der Krumpen bei Trofaiach als Ort für die Gründung der ÖFF – Österreichische Freiheitsfront im Jahre 1943 – zur Verfügung. Über ihr tragisches Schicksal sowie auch jenes von über 500 (!) weiteren Opfern des NS-Terrors im Bezirk Leoben berichtet Heimo Halbrainer im Ergänzungsband „Archiv der Namen“.

 

Die Eisenstraße braucht weitere Gedenkinitiativen

Die Gemeinden der Eisenstraße haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Gedenkinitiativen gesetzt. Mit Prof. Wini Hofer befand sich einer der engagiertesten Proponenten einer neuen Erinnerungskultur unter den Gästen, der seit vielen Jahren mit den SchülerInnen des BG/BRG Leoben und Prof. Clemens Neugebauer einige mutige Erinnerungsprojekte realisieren konnte. Obwohl schon einige Gedenkzeichen gesetzt worden sind, appellierte Ehetreiber an die Trofaiacher Stadtregierung, aber auch an die Nachbargemeinden zwischen Leoben und Hieflau, weitere Gedenkinitiativen zu starten: „Ich darf zwei Vorschläge als höfliche Bitte hier und heute an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, und an den Gemeinderat herantragen. Trofaiach hatte sehr mutige Widerstandskämpfer, Silvester Heider, Klara und Ludwig Krall, denen dankenswerter Weise auch Gedenkzeichen in Trofaiach gesetzt wurden. Wir ersuchen die Stadt Trofaiach, dem Silvester-Heider-Platz eine Postadresse zu geben, damit er im öffentlichen Bewusstsein besser verankert wird. Überdies bitten wir die Stadt Trofaiach, sich mit Leoben, Eisenerz und anderen Gemeinden der Eisenstraße zusammenzusetzen, um mit uns – Werner Anzenberger, Heimo Halbrainer und meinem ARGE-Team – gemeinsam noch sinnvolle Gedenkvorhaben und Straßenbezeichnungen – eingebettet in demokratiepolitische Projekte – zu besprechen,“ so Ehetreiber im Namen der Herausgeber an die Bürgermeister der Eisenstraße.

Bilder der Buchpräsentation Trofaiach finden Sie hier!