Im Meer schwimmen Krokodile oder der Alltag eines Flüchtlings

Flucht als Ausweg

Befolge stets diese Regeln: Erstens, Nie Drogen zu nehmen. Zweitens, Nie Waffen zu benutzen. Drittens, Nie zu stehlen. Und merke dir, dass es sich immer zu leben lohnt, wenn man einen Wunsch vor Augen hat wie ein Esel eine Karotte! 10 Jahre ist Einiait, als er mit seiner Mutter aus Afghanistan vor den Taliban flieht. In Pakistan lässt ihn seine Mutter mit diesen drei Lebensregeln alleine. Nachdem er sich über Gelegenheitsarbeiten in einer Herberge und am Markt genug Geld für einen Schlepper verdient hat, flieht er in den Iran, wo er Tag und Nacht auf Baustellen arbeitet, um sich eine Weiterreise nach Europa zu leisten. Dabei wird er drei Mal abgeschoben, kehrt aber immer wieder mit der Hoffnung auf Arbeit und Weiterreise zurück.

Eine lange Wanderung über die Berge, wo er zwölf Kameraden sterbend hinter sich lassen muss, bringt ihn schließlich in die Türkei. In Istanbul schlägt er sich mit gelegentlichen Arbeiten am Markt durch, befindet sich aber ständig in Gefahr. Deshalb beschließt er, die gefährliche Seereise nach Griechenland anzutreten. In einem Schlauchboot paddelt er mit vier afghanischen Burschen an die griechische Grenze, einer davon ertrinkt, weil keiner von ihnen schwimmen und ihn retten kann. Auf Anraten anderer Flüchtlinge versteckt er sich vor der Polizei, um nicht seine Fingerabdrücke abgeben zu müssen und so nur in Griechenland um Asyl ansuchen zu können. Einige glückliche Zufälle bringen ihn dann auf einer Fähre nach Italien. Dort findet seine tragische Geschichte ein Ende. Im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen, die seine Freunde wurden, und die nach und nach abgeschoben werden, darf er in Italien blieben.

Die wahre Fluchtgeschichte von Einiat dauerte insgesamt sechs Jahre. Man kann sich nur annähernd vorstellen, wie es den tausenden Flüchtlingen geht, die nun nach Europa flüchten – bei menschenunwürdigen Zuständen und politisch sehr aufgeheizten Debatten.

Wir empfehlen „Im Meer schwimmen Krokodile“ als Unterrichtsmaterial. Das Buch beschreibt sehr anschaulich die Gründe, Bedingungen und Erfahrungen, die Menschen dazu bringen, von ihrem Heimatland zu fliehen. Das Besondere an der Geschichte ist es, Flucht aus der Sicht eines Betroffenen zu erfahren. Dadurch werden Schicksale und Beweggründe von MigrantInnen vorstellbar und nachvollziehbar.

Neuer Workshop: Zwischen den Welten: Im Gespräch mit Flüchtlingen!

Politische Umbrüche, Krieg, Armut und Verfolgung begleiten uns täglich in den Medien. Insbesondere durch die Ereignisse der letzten Monate, sei es der Flüchtlingsstrom aus Syrien oder die Gewaltakte in Frankreich, polarisieren Themen wie Flucht, Asyl, Migration und Integration so stark wie schon lange nicht mehr, sowohl auf diversen Social-Media-Plattformen, im Fernsehen, in Printmedien wie auch im „realen Alltag“. Oftmals dominieren jedoch Vorurteile und stereotype Bilder die Debatte. In der Bevölkerung herrschen dementsprechend oft Ängste. Sich ständig ändernde Zahlen und Informationen tragen zu steigender Unsicherheit bei. Soziokulturelle Vielfalt wird dabei oft als Bedrohung und nicht als Bereicherung betrachtet. Meistens über und nicht mit Flüchtlingen/AsylwerbererInnen oder MigrantInnen geredet.

Die ARGE Jugend steht für eine Versachlichung der aufgeheizten Debatte, setzt auf Analysen, Recherchen, auf Dialog und eine vernunftgeleitete eigene Meinungsbildung. Vor diesem Hintergrund wollen wir Flucht- und Migrationsgeschichten ein Gesicht geben, ein Forum für Gespräche mit Flüchtlingen schaffen. Dazu bieten wir einen Workshop zum Thema Flucht und Migration an, der von einem/r FachreferentIn in Zusammenarbeit mit Flüchtlingen gestaltet und geleitet wird. Die TeilnehmerInnen erhalten Grundlagen über die aktuelle Flüchtlings- und Migrationspolitik. Vor allem erfahren sie im Gespräch aus erster Hand, weshalb Menschen sie ihr eigenes Land verlassen (mussten), wie sich ihre Flucht gestaltet hat und wie ihre ersten Erfahrungen in Österreich waren. Der Workshop bietet die Möglichkeit, den Betroffenen Fragen zu stellen und mehr über ihren Alltag als Flüchtling zu erfahren.

Der Workshop kann über die Beratungsstelle unter bruck@argejugend.at oder 03862/5738013 gebucht werden. Sollten Sie aktuelle Informationen, Zahlen, Daten oder Fakten benötigen können Sie sich gerne an das Team der Beratungsstelle in Bruck an der Mur wenden. Des Weiteren können Jugendliche mit der ARGE Jugend Projekte zu diesen Inhalten umsetzen. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Einsatz für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben!

B.S.