Abschlusspräsentation des Obersteirischen Jugendprojektfonds

Im Schuljahr 2018/2019 fand der Obersteirische Jugendprojektfonds bereits zum 17. Mal statt. Was macht den OJPF aus, dass er über so lange Zeit bestehen kann? Der OJPF bietet den Schulen und Jugendeinrichtungen der Region Obersteiermark Ost die Möglichkeit, ihre Projektideen nach ihrem Geschmack zu entwickeln und umzusetzen. So haben heuer insgesamt 8 Projektgruppen am OJPF teilgenommen. Ihre Projekte wurden am 1.7.2019 in der BHAK Mürzzuschlag der Öffentlichkeit präsentiert.

Insgesamt 110 Personen, darunter auch einige Vertreter aus Politik und Verwaltung, nahmen an der diesjährigen Projektpräsentation teil. So ließen es sich der Vizebürgermeister der Stadt Leoben Maximilian Jäger, Mag. Joachim Hofer (Bereichsleiter Sozialarbeit BH Bruck-Mürzzuschlag), Günter Bleymeier (Gemeinderat Kapfenberg), MMAG. Erich Leitenbauer, als Direktor der HAK Mürzzuschlag der Hausherr, sowie Mag. Christian Ehetreiber, GF-Obmann der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, nicht nehmen, die Präsentationen der Jugendgruppen zu verfolgen.

Sketches, Videos und Ausstellungen

Es wurden zahlreiche Videoprojekte vorgestellt. Die Videos feierte dabei bei der Präsentation ihre Weltpremiere. So interviewten die SchülerInnen der 4. Klasse der NMS Mürzzuschlag ihre SchulkollegInnen zum Thema Rassismus. Die erste Klasse der Handelsschule Bruck/ Mur griff gängige Vorurteile auf, die es über die Herkunftsländer der SchülerInnen der Klasse gibt, auf und dekonstruierten diese. Die HAK Mürzzuschlag wiederum drehte ein neues Musikvideo zum Menschenrechtessong „Imagine“ von John Lennon. Sie drehten nicht nur das Video selbst, sondern gestalteten auch Bilder, die das Video untermalen, selbst. Selbst das Klavier und der Gesang stammte von den SchülerInnen.

Neben den Videoprojekten, haben 2 Schulgruppen Theater- bzw. Musicalprojekte durchgeführt. Die BHAK Eisenerz hat unter der Leitung von Mag. Wolfgang Perndorfer bereits zum 17. Mal den Literaturworkshop durchgeführt. Heuer wurde der Kabarettist Rudi Schöller eingeladen, bekannt als „Vormärz“ aus der TV-Serie „Wir sind Kaiser“. Beim Literaturworkshop hat er bewiesen, dass er nicht nur ein stummer Diener ist, sondern durchaus auch ein Künstler der Worte. Gemeinsam mit den SchülerInnen wurden kurze Sketches zum Thema Social Media und allem was dazugehört, wie Influencer oder Gamerinnen, erarbeitet. In 3 Tagen erarbeiteten die SchülerInnen gemeinsam mit Rudi Schöller Sketches und gaben sie in den Rahmen eines Theaterstückes. Ende Februar wurde das Stück in Eisenerz aufgeführt und Rudi Schöller führte als Moderator durch die Veranstaltung.

Rudi Schöller führte durch das Programm und gab sein eigenes Kabarett zum Besten.

Das BORG Kindberg führte einen Sketch aus ihrem neuen Musical „Die Fledermaus- Walzertraum oder Rockkonzert“ auf . Diesem Musical liegt die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß zugrunde. Thematisch vergleichen die SchülerInnen darin das Wien des 19.Jh. mit jenem des 21.Jh. und versuchen gesellschaftliche Entwicklungen der Vergangenheit mit jenen der Gegenwart zu vergleichen. Ihr Auftritt wurde umrahmt von der Schulband des BORG Kindberg, die 2 Lieder zum Besten gab.

Die Schulband des BORG Kindberg umrahmte die Präsentation der Schule.

Zeithistorische Erinnerungsarbeit

Die NMS und die PTS Eisenerz organisierten auch heuer wieder unter der federführenden Leitung von Gerhard Niederhofer den Lebensmarsch auf den Präbichl. Heuer wurde der Lebensmarsch zu einem 1,5-tägigen Seminar ausgebaut. Am Vortag des Lebensmarsches kamen VertreterInnen von 3 Schulen in Eisenerz zusammen, um zum Thema zu arbeiten. Am Vormittag gab es einen fachlichen Einstieg von Prof. Gerald Lamprecht, Leiter des Instituts für jüdische Studien an der Universität Graz. Am Nachmittag konnten die SchülerInnen aus 3 Workshops einen auswählen, den sie besuchen wollen. Ein Workshop beschäftigte sich mit dem Thema Musik und Zeitgeschichte. Ein weiterer zeigte auf, wie man schwierige und belastende zeithistorische Themen in Theaterstücken verarbeiten kann. Im dritten Workshop sahen sich die SchülerInnen an, welche Rollen es beim Todesmarsch 1945 gab, was die Menschen dazu bewegte so zu handeln, wie sie handelten und vor allem welche Handlungsspielräume die Menschen damals hatten.

Am Gymnasium in Leoben wurde ebenfalls zu zeithistorischen Themen gearbeitet. Die 4. Klassen erarbeiteten mit Hilfe von Zeitzeugengesprächen den Jugoslawienkrieg und stellten sich die Frage, wie wir heute am ehesten mit diesem Krieg und seinen Folgen in Berührung kommen. Ihre Antwort: mit den kulinarischen Spezialitäten der Westbalkanstaaten. Daher haben sie ihren Informationsaustausch auch bei einem gemütlichen Picknick mit allerlei Spezialitäten des Balkan begangen.

Die 7. Klasse hat die Familiengeschichte der Familie Werdisheim aus Leoben rekonstruiert. Mit Hilfe von Quellen aus dem Stadtarchiv Leoben konnten sie einen Teil der Familiengeschichte rekonstruieren. Alice Werdisheim lebte mit ihrem Vater, einem Geschäftsmann, ihrer Mutter und ihrer Geschwister in Leoben. Mit der Machtergreifung der Nazis wurde das Leben der Familie zunehmend ungemütlicher. In weiterer Folge erkrankte Alice Werdisheim so schwer, dass sie zu einer Pflegefamilie musste. Über mehrere Monate hindurch wurde sie gesund gepflegt. Nach ihrer Genesung wollte sie zu ihrer Familie zurück, doch am letzten bekannten Wohnort war sie nicht mehr aufzufinden. Alice emigrierte daraufhin 1948 nach Palästina. In weiterer konnte sie herausfinden, dass ihre Familie das Land verlassen musste. Sie emigrierten nach Jugoslawien, doch auch dort waren sie nicht sicher und so wurde der Großteil ihrer Familie auf der Insel Rab ermordet. Frau Werdisheim kämpfte für die Errichtung eines Stolpersteines in Leoben für ihre Familie. Ihr Traum blieb ihr jedoch verwehrt, denn sie starb 2017. Die SchülerInnen der Projektgruppe haben ihren Traum aufgegriffen, noch weiter recherchiert und werden im September einen Stolperstein verlegen. Sie konnten auch die Enkeltochter von Alice Werdisheim, Frau Aya Zarfati, Kontakt aufgenommen und sie nach Leoben eingeladen. Fr. Zarfati erzählte noch mehr von ihrer Familiengeschichte. Im Beisein von Fr. Zarfati wurde ein symbolischer Stolperstein in der Aula des BG Leoben aufgestellt.

Das BRG neu Leoben erarbeitete gemeinsam mit dem BG Bruck die schulübergreifende Ausstellung „Human Rights of the future“. In dieser Ausstellung wurden aktuelle, aber auch mögliche zukünftige Menschenrechte künstlerisch dargestellt. Anschließend wurde eine Ausstellung konzipiert, die in beiden Schulen für jeweils 3 Wochen zu sehen war.

Menschenrechte künsterisch dargestellt.

Die heurige Antragsrunde des OJPF war eine sehr spannende und abwechslungsreiche. Die Jugendgruppen haben gezeigt, dass Menschenrechts- und Demokratiearbeit nichts Trockenes und langweiliges sein muss. Der Kreativität sind beinahe keine Grenzen gesetzt. Die Beiträge der Obersteirischen Jugend zur Demokratie- und Menschenrechtsbildung sind ein wichtiger Beitrag für unsere freie und demokratische Gesellschaft! Sie zeigen auch, dass sich die Jugend für die Werte der Demokratie und die Menschenrechte einsetzen.

Die Theatergruppe des BORG Kindberg “IN ACTION”

Wir möchten uns auch auf diesem Weg nochmal bei unseren langjährigen Fördergebern, der Stadt Bruck an der Mur, den Sozialhilfeverbänden Bruck- Mürzzuschlag und Leoben sowie dem Sozialressort des Landes Steiermark bedanken. Ihre Unterstützung ist eine Investition in die Zukunft!

Gruppenfoto der heurigen OJPF Abschlusspräsentation

Mag. Christoph Hochmüller