Kampf um Demokratie und ArbeitnehmerInnenrechte in extremen Zeiten – Die Wanderausstellung in der Region Obersteiermark West

Die letzten beiden Jahrhunderte waren in vielerlei Hinsicht extrem. Besonders stark verändert haben sich in diesem Zeitraum die Arbeitsrealität der Menschen und deren Möglichkeit zur demokratischen Mitbestimmung. Beiden Entwicklungen gingen weitgehend parallel vonstatten und bedingten sich in gewisser Weise gegenseitig. So war es vor allem die Arbeiterbewegung, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzte. Gleichzeitig forderten deren, fast immer sozialdemokratisch eingestellte, Vertreter das allgemeine, gleiche und freie Wahlrecht. Darin sahen sie eine Möglichkeit den ausgebeuteten arbeitenden Massen den Schlüssel zu ihrer Befreiung in die Hand zu geben. Besonders stark war der Drang nach dem Wahlrecht, der 1918 schließlich Realität wurde, in den Industriegebieten der Obersteiermark. Daher ist es nur logisch, dass sich das Begleitprogramm unserer Wanderausstellung in der Region Obersteiermark West besagten Schwerpunkten widmet.

Von März bis Mai ergänzt eine Reihe von Veranstaltungen die Inhalte der Ausstellung, die zwischen 8. März und 8. April in der HTL Zeltweg zu sehen ist. Im Rahmen dieses begleitenden Bildungs- und Kulturprogrammes haben sich die Gemeinden Judenburg, Fohnsdorf, Zeltweg und Unzmarkt-Frauenburg mit Demokratie und ArbeitnehmerInnenrechten auseinandergesetzt. Insgesamt sechs Veranstaltungen bieten der Bevölkerung die Möglichkeit die Resultate dieser Beschäftigung zu sehen. Es folgt nun eine Programmvorschau mit ergänzenden Informationen zu den Schwerpunktthemen.

Zeichnen gegen das Vergessen
Die grundlegenden demokratischen Rechte, die wie eingangs erwähnt 1918 erkämpft wurden, währten nur kurz. Austrofaschismus und Nationalsozialismus beendeten den kurzen ersten Sonnenaufgang der Demokratie und leiteten die Polarnacht dieser ein. Der nationalsozialistische Rassenwahn gipfelte schließlich in der Massenvernichtung in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Diesem Verbrechen fielen auch zahlreiche Kinder zum Opfer. Ihnen setzten der Künstler Manfred Bockelmann und der Musiker Edgar Unterkirchner mit ihrer Dokumentation „Zeichnen gegen das Vergessen“ ein Denkmal. Dieses beeindruckende und beklemmende Filmdokument ist am 12. März bei freiem Eintritt in Judenburg zu sehen.

Verräterische Slawenflut: Feinbilder und Stereotype in der Region Aichfeld-Murboden
Lange bevor der Nationalsozialismus seine Zerstörungskraft entfaltete, waren Vorurteile in der steirischen Bevölkerung weit verbreitet. Diese betrafen Slawen, Italiener und Juden gleichermaßen. Der Historiker Dr. Michael Schiestl wirft im Zuge eines zeitgeschichtlichen Vortrages am 4. April im Stadtmuseum Judenburg einen Blick auf die Geschichte von Stereotypen in der Region Aichfeld-Murboden. Dabei wird vor allem die mediale Aufbereitung von Fremdenfeindlichkeit untersucht. Außerdem kommt es zur Analyse des demokratiegefährdenden Potentials von Rassismus.

Wachtraum
Mit den Folgen von Rassismus und Antisemitismus beschäftigt sich Susanne Scholl in ihrem Roman Wachtraum. Die ehemalige ORF-Korrespondentin erzählt darin die Geschichte einer jüdischen Familie im nationalsozialistischen Wien. Dabei werden vor allem die Aspekte Flucht und Traumatisierung in den Vordergrund gestellt. Die Lesung findet am 5. April im Volksheim Zeltweg statt. Der Eintritt dazu ist frei.

All Right(s)?! – Digitale Schnitzeljagd
Mit der Geschichte von Judenburg beschäftigt sich das Team des JuZJu. Dabei werden interaktive Medien genutzt, um Erinnerungsorte zu erforschen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Thema Kinderrechte.

Widerstand gegen Hitler
Im Zweiten Weltkrieg leisteten in der Obersteiermark vor allem die Partisanen der Österreichischen Freiheitsfront Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Neben diesen aktiven Kämpfern gab es zahlreiche weitere Menschen, die sich in verschiedenen Formen gegen das NS-Regime stellten. Ihnen wird in Form einer filmischen Dokumentation von Dr. Andreas Riedler eine Würdigung zuteil. Im Film kommen Personen zu Wort, die in den schwierigen Jahren zwischen 1938 und 1945 Zivilcourage zeigten. Dadurch setzten sie ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte.

Arbeit, Brot, Handwerk
Mit der Geschichte der Arbeiterbewegung beschäftigt sich eine Ausstellung, die am 15. April im Arbeiterheim Fohnsdorf eröffnet wird. Sie ist dort bis 18. April bei freiem Eintritt zu sehen. Die umfangreiche und für die Region bedeutende Geschichte der Arbeiterbewegung wird von ihren Wurzeln bis zur Gegenwart untersucht und vermittelt. Die BesucherInnen können im Zuge der Ausstellung mehr über den Bergbau, der die Gemeinde Fohnsdorf entscheidend prägte, erfahren. Außerdem wird ein Blick auf das Handwerk, den Handel, das Gewerbe und die Bauernschaft geworfen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Im Laufe des Jahres 2019 werden in Fohnsdorf noch zahlreiche andere Veranstaltungen, darunter die Proletenpassion, zum Thema Arbeiterbewegung stattfinden.