Zwischen den Welten

 

Zwischen den Welten – Flucht und Migration im Widerstreit von Vorurteilen und Fakten

Die Bilder vom Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 sind uns allen noch vor Augen: Menschenschlangen vor den Grenzen, Menschenmassen auf den Bahnhöfen, Gesichter denen Erschöpfung, aber auch Erleichterung anzusehen ist. Daneben viele Freiwillige, die helfen, den Ansturm zu bewältigen, oder die Sachspenden abgeben und die Geflüchteten begrüßen. Heute hören wir in den Medien und Politikerreden jedoch häufig, dass es sich bei den meisten Menschen „nur“ um Wirtschaftsflüchtlinge handelt, die schlecht ausgebildet sind, kein Interesse an Arbeit haben und nur von unserem Sozialsystem profitieren wollen. Im Zuge dieser Argumentation fordern beispielsweise viele die Familienbeihilfe für Kinder die im Ausland leben, zu kürzen, was die Regierung ja mittlerweile umgesetzt hat.

Flüchtlinge kommen zu Wort

Wie ist eigentlich die Sicht der Betroffenen zur Flucht aus ihrem Heimatland? Nur selten kommen die Geflüchteten selbst zu Wort, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Wie fühlen sie sich als Flüchtlinge in Österreich? Was hat sie eigentlich dazu bewogen, ihr Heimatland, ihre Familie und Freunde zu verlassen? Fragen wie diese werden in den Medien nur selten thematisiert, sind für eine gesamtheitliche Betrachtungsweise aber unerlässlich. Im Workshop „Zwischen den Welten – Flüchtlinge berichten“ der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus ist genau das möglich. Flüchtlinge berichten nicht nur über ihre Erfahrungen auf der Flucht, sondern beantworten auch Fragen von Schülerinnen und Schülern, die sie persönlich interessieren. Dabei bleiben die Schülerinnen und Schüler anonym, wodurch die Hemmschwelle gesenkt wird und offen und ehrlich diskutiert werden kann. Der persönliche Kontakt zu einem Flüchtling baut die Distanz zu geflüchteten Menschen im Allgemeinen ab und erlaubt eine neue Sichtweise auf die Thematik, die auf die Lebenswelt der Jugendlichen eingeht.

Differenzierter Umgang fehlt – das wollen wir ändern

Gerade mit dem großen Themenbereich Migration wird versucht politisches Kapital zu schlagen, indem viele Unwahrheiten und Vorurteile verbreitet werden. Ein differenzierter Umgang, wie es die Komplexität des Themas eigentlich erfordern würde, bleibt hier oft aus. „Unser Ziel ist es, bestehende Vorurteile zu den Themen Flucht und Migration abzubauen“, erklärt Anna Tengg vom Projekt „Genauer hinschauen.“ Um die gängigen Vorurteile aufzubrechen, braucht es vor allem viele geprüfte Fakten sowie eine fundierte Begriffsklärung zu häufig gebrauchten Termini im Zusammenhang mit Flucht und Migration. Was ist die Genfer Flüchtlingskonvention? Was genau ist ein Wirtschaftsflüchtling? Nur wenige machen sich über diese Begriffe wirklich Gedanken, doch darüber Bescheid zu wissen ist unerlässlich für den differenzierten Umgang mit dieser Thematik. Die Genfer Flüchtlingskonvention schreibt etwa Grundrechte von Flüchtlingen fest und definiert, wer genau als Flüchtling gilt. Das Wort „Wirtschaftsflüchtling“ kommt dabei nicht vor; genau genommen gibt es per definitionem auch gar keine „Wirtschaftsflüchtlinge“.

Wie entstehen Vorurteile und Unwahrheiten?

Gerade im komplexen Themenbereich der Flucht und Migration hat man mit Vorurteilen zu kämpfen. So sollen die meisten Migrantinnen und Migranten nur wegen der hohen Sozialleistungen nach Österreich kommen und kein Interesse an Arbeit haben. Um dieses Vorurteil zu entkräften, sei auf die vielen Pflegekräfte aus Osteuropa verwiesen, ohne die unser Pflegesystem nicht aufrecht zu erhalten wäre. Sie sind teilweise 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche für die Pflegebedürftigen im Einsatz, verdienen Geld und zahlen dafür auch Steuern. Allein dieses Beispiel zeigt, dass nicht alle Menschen wegen der hohen Sozialleistungen nach Österreich kommen. Doch wie entstehen eigentliche solche Vorurteile und wie kann man sie bekämpfen? Vorurteile haben meistens mehrere Ursachen und auch einen Funken Wahrheit dahinter. Es ist jedoch notwendig zu wissen, wie sie entstehen, um ihnen auch effektiv begegnen zu können. In psychosozialen Experimenten, die im Workshop „Zwischen den Welten – Flüchtlinge berichten“ der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus durchgeführt werden, wird anschaulich skizziert, wie solche Vorurteile entstehen.

Fluchtals erzwungene Migration, ist im aktuellen öffentlichen Diskurs nicht wegzudenken. Das Gespräch mit Flüchtlingen hilft dabei, das theoretische Thema in die praktische Lebenswelt der Jugendlichen zu holen. Speziell der Themenbereich Migration ist in den österreichischen Lehrplänen verankert, wodurch sich auch fächerübergreifende Möglichkeiten des Unterrichtens ergeben.

Wir stehen gerne für Fragen aller Art zu diesem Workshop zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns einfach und ermöglichen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern den persönlichen Kontakt mit Flüchtlingen. Es wird sie bestimmt zum Nachdenken anregen!

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

Karmeliterplatz 2, 8010 Graz

0316/ 90370-101; office@argejugend.at