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„Zaumleb´n in Vüfoit? Wos sui denn des hoaß´n?“
Auf diese oft staunend, meist rätselnd, selten auch abschätzig vorgebrachte Frage musste das Team der ARGE Jugend bei der Grazer Messe immer wieder plausible Antworten finden. Erst durch den Hinweis, dass unsere moderne Gesellschaft aus Männern und Frauen, verschiedenen Generationen, Nationalitäten, Kulturen, Religionen, aus unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, Lebens-, Beziehungs- und Familienformen besteht, konnte zumeist ein erstes Vorverständnis über die Bedeutung des Themas geschaffen werden: zumindest ein „Aha“ oder ein „Ach so“, selten ein „Na und?“ entlockt werden. Wer ins Gespräch mit dem ARGE-Team einstieg, fasste die heißen Eisen des Zusammenlebens gleich direkt an: „Leben bei uns nicht zu viele AusländerInnen? Warum darf bei uns eine Moschee errichtet werden, wo doch Christen in Nigeria oder im Irak ermordet werden? Schaut euch einmal die Kriminalstatistik an, wo die Ostbanden die vorderen Plätze einnehmen!“ Kurzum: Es ging gleich im Eingangsbereich unseres „Wohnzimmers Steiermark“ kantig zur Sache. Argument und Gegenargument wahrten – trotz vieler Dissense – über alle fünf Tage hinweg jedenfalls den wechselseitigen Respekt, was zu den wichtigsten Tugenden im Zusammenleben gehört. Bei manchen Themen konnte im sachlichen Gespräch ein gemeinsames Verständnis gefunden werden, zumindest jedoch Akzeptanz der unterschiedlichen Positionen erzielt werden.
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Die magnetische Magie der Farben und Formen
Die Begegnung mit dem „Wohnzimmer Steiermark“ auf der Grazer Messe erfolgte jedoch zumeist nicht über das Gespräch, sondern über die Magie der Farben und Formen, die eine intergenerative Sogwirkung auf die Gäste entfalteten. Der Ententeich wie auch die Spielmöglichkeiten des Kinderzimmers erwiesen sich als magische Magneten für die Kinderherzen. Dieser Anziehungskraft wollten sich auch die Eltern und Großeltern nicht entziehen. Mit den neuen Objekten „Ententeich“ und „Blumengarten“ haben Dominik Knes und Dagmar Stoppacher zwei Blickfänge mit Herzenswirkungen entwickelt.
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„Vor allem die farbenprächtige Gestaltung der Ausstellung symbolisiert Vielfalt in alle Richtungen“, brachten Bettina Ramp und Corinna Furtmüller einen Erfolgsschlüssel des Projekts auf den Punkt. Ein rund zweijähriges Kind, zunächst noch im Kinderwagen sitzend, sprang nach Erblicken des Ententeiches aus seinem Wagerl und sauste mit sichtbarer Begeisterung durch die bunten Räume, spielte mit den verschiedenen Objekten. Ein zehnjähriges Mädchen handelte ihrer Mutter mit Nachdruck jede Minute ab, um mit den Bauklötzen spielen zu können.
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„Unser pinkfarbener Wohnzimmerschrank genießt längst Kultstatus bei allen Generationen,“ rekapituliert Martina Mauthner-Tarkusch die Anziehungskraft des mit vielen interaktiven Möglichkeiten gespickten Schrankes: Musik- und Tanzstile im Plural, von Charleston über Samba bis zu Rock, Reggae und Rap.
„Eine ältere Dame zeigte sich begeistert, dass wir mit der Jugend so kreativ arbeiten“, berichtet Bettina Renzler. „Leider hat die Jugend mitunter wenig Zeit für die ältere Generation, aber insgesamt ist unsere Jugend voll okay“, vermerkte die Dame anerkennend und fiel nicht in das oft gehörte Lamento der „heutigen Problemjugend“ ein.
Warum dürfen wir nicht reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist?
Ein älterer Herr empfand einige – als Provokation zum Nachdenken angebrachte – diskriminierende Begriffe des „Badezimmers“ gar nicht abwertend. Vor allem Jugendliche stellten uns oftmals die Frage: „Was ist falsch, wenn wir Neger oder Piefke sagen?“ In Gesprächen entstand meist die Erkenntnis, dass die mit den Begriffen verbundenen Bedeutungen von der jeweiligen Zeit, aber auch von den Lebenseinstellungen abhängen, dass manche Bezeichnungen die damit Bezeichneten in ihrer Menschenwürde verletzen, beleidigen oder demütigen und dass letztlich immer die Menschen selbst entscheiden sollten, wie sie gerne benannt werden wollen und wie nicht.
Eine ältere Dame ermöglicht es seit vielen Jahren, dass ganz unterschiedliche Menschen ihr Haus bewohnen: „Für mich ist das eine enorme Bereicherung, mit so verschiedenen Menschen zusammenzuwohnen. Ja, das bedeutet für mich Lebensglück!“
„Wohnzimmer Steiermark“ – Objekte verkaufbar für echte Wohnungen!
Die gestalterische Qualität der Ausstellung erfuhr eine unerwartete Evaluation durch die BesucherInnen: „Den Ententeich mit den mehrsprachigen Sprichwörtern, den Blumengarten mit Slogans über Vielfalt, aber auch einzelne Möbelstücke des Wohnzimmers Steiermark hätten wir zigfach verkaufen können,“ resümieren Margarita Kastanara-Baumgartner und Martina Mauthner-Tarkusch die vielen Kaufangebote von MessebesucherInnen.
Ein oststeirischer Weinbauer aus Kornberg berichtete von der Vielfalt im Weinbau, die Sorgfalt und Umsicht erfordert: von der Vielfalt an Rebsorten über die internationalen Teams der (oftmals schlecht entlohnten) ErntearbeiterInnen bis zur Übergabe des Weingutes an den Sohn, was bereits seit vielen Generationen der Brauch sei.
Eine geschätzte Politikerin übte Kritik, dass ihrer Meinung nach bei den vielfältigen Familienformen die Ehe mit Trauschein und mit Kindern zu kurz gekommen sei. Noch am selben Abend schickten wir ihr aus unserem „Kinderzimmer“ der Ausstellung die Familienfotos von frisch verheirateten Ehepaaren, die glücklich um die Wette strahlen.
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Das Team der ARGE Jugend erfuhr eine kompetente Verstärkung durch junge Guides. Die beiden Ausstellungsdesignerinnen Binela Licina und Christin Grabner konnten ihr überzeugendes Gestaltungskonzept im Gespräch mit den Gästen erläutern und ernteten dafür – gemeinsam mit dem ARGE-Team – sehr viele wertschätzende Rückmeldungen.
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Ausstellungskatalog und „Grenzenloses Kochbuch“ zu erwerben!
Der soeben erschienene Ausstellungskatalog wie auch das „Grenzenlose Kochbuch“ fanden einen sehr guten Anklang bei den Gästen. Beide Produkte sind bestellbar um Euro 7,– (statt Euro 8,–) zzgl. Versandkosten unter 0316/90370-103 oder unter dagmar.stoppacher@argejugend.at
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Wohnzimmer Steiermark: Ab 30.5.2014 in der SCS Seisersberg!
In den Gesprächen mit den BesucherInnen verteilten wir auch die soeben gedruckte Freecard mit der diesjährigen Steiermark-Tournee unserer Ausstellung und erhielten oft die Rückmeldung: „Ah, das ist ja in unserem Bezirk, da schaue ich sie mir dann genauer an!“
Die nächsten beiden Standorte unserer Steiermarktournee sind die Shopping City Seiersberg (30.5. bis 8.6.2014) und die Koralmhalle in Deutschlandsberg (29.6. bis 4.7.2014). Ein Besuch des „Wohnzimmers Steiermark“ ist sicher ein lohnendes Erlebnis, und wir freuen uns auf viele interessierte Gäste!
Wir danken allen BesucherInnen unserer Austellung auf der Grazer Messe, dem Team von Frau Integrationslandesrätin Dr.in Bettina Vollath und der Grazer Frühjahresmesse! Christian Ehetreiber
Links:
Kostenlose Bilder vom „Wohnzimmer Steiermark“ am BG/BRG Mürzzuschlag und im ORF Steiermark
https://www.flickr.com/photos/81931736@N02/13465119105/
https://www.flickr.com/photos/81931736@N02/11304102353/
Die Projektkurzbeschreibung und die jungen AusstellungsmacherInnen im Porträt
http://www.argejugend.at/projekte/jugendwanderausstellung/
Die steirische Charta des Zusammenlebens in Vielfalt