Partisanenkampf und Todesmarsch Eisenstraße als Themen an der Montanuniversität

Die steirische Regionalgeschichte zieht Jung und Alt immer noch in ihren Bann. Rund 150 Gäste folgten der Einladung des Leobener VSSTÖ und der Stadt Leoben zur Buchpräsentation „Die Eisenstraße 1938 bis 1945“ an der Montanuniversität Leoben. Werner Anzenberger, Gerald Lamprecht und Christian Ehetreiber referierten über den Widerstand der Partisanengruppe Leoben-Donawitz, über das zunächst blühende jüdische Leben, das nach 1938 in Arisierungen, Vertreibungen und Ermordungen endete, über die möglichen Lehren aus dieser opferreichen Zeit für die Zukunft und für die Menschenrechtsbildung. Konformität und Gleichschritt mit dem Nazi-Mainstream waren damals die mehrheitlich anzutreffende Norm. Umso beeindruckender ist es, dass die Partisanen um Sepp Filz, Max Muchitsch und Anton Wagner, unterstützt von mutigen Arbeiterfrauen, im Jahr 1943 die Österreichische Freiheitsfront gründeten und ab April 1944 mit dem bewaffneten Widerstand die Nazis herausforderten. Selbst beim Todesmarsch der ungarischen Jüdinnen und Juden durch die Eisenstraße im April 1945 finden sich zahlreiche Beispiele für Solidarität und Zivilcourage auf Seiten der Opfer. So verpflegte die Familie Maunz aus Landl die Geschundenen mit einer Kartoffelsuppe, die Familie Juvanschitz aus St. Peter/Freienstein versteckte Juden vor den Nazis. Mit seinem „Archiv der Namen“ – der Ergänzungsband zum Buch – hat Heimo Halbrainer über 500 bislang namenlosen Opfern in der Region zwischen Alpine und Erzberg ihre Namen und Lebensgeschichten zurückgegeben.

 

1988 bis 2013: Gemeinden entdecken ihre verschollene Geschichte

Vor rund 25 Jahren begannen zivilgesellschaftliche Initiativen mit der schrittweisen Aufarbeitung der verdrängten Regionalgeschichte. Das Eisenerzer Todesmarsch-Mahnmal am Präbichl, das Gedenkprojekt des BG/BRG Leoben neu zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde oder die Straßenbenennungen nach Widerstandskämpfern in Trofaiach seien dazu exemplarisch genannt. Das ungebrochen hohe Interesse an den verdrängten Kapiteln der Regionalgeschichte zeigte sich u.a. am guten Besuch der Buchpräsentationen in Graz (110 Gäste) und in Leoben (150 Gäste), an Einladungen zu weiteren Präsentationen in Trofaiach, Bruck an der Mur und Eisenerz sowie an den von hohem Interesse geprägten Diskussionsbeiträgen.

 

VSSTÖ Leoben und Stadt Leoben als engagierte Gastgeber

Der VSSTÖ Leoben und die Stadt Leoben haben in höchst engagierter Weise die gut besuchte Buchpräsentation organisiert. Zahlreiche Gäste beteiligten sich sehr rege an der Diskussion zu den regionalgeschichtlichen Themen. Ein Zeitzeuge brachte sein Fazit auf den Punkt: „Ich habe meinen sechs Enkerln bisher Geschichten erzählt. In Zukunft werde ich ihnen die Geschichte dieser Region erzählen!“ Der Zeitzeuge erhielt dafür großen Beifall des Auditoriums. (Ch. E.)

Zu den Bildern der Buchpräsentation und zur Presseaussendung

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